Zugegeben, es ist schon ein paar Tage her, dass ich mich ausgiebig mit den beiden EBM-Exzentrikern HOCICO (spanisch für „Maul“) beschäftigt habe. Das mag unter anderem daran liegen, dass ich nicht unbedingt der typische Tänzer bin und entsprechend im Club zur Kategorie „Stehen und Starren“ gehöre. Eventuell noch mit einem angedeuteten Nicken des Kopfes. Aber, zumindest gelegentlich findet sich auch einmal düstere Tanzmusik auf meinem Plattenteller. Das letzte Album, das mir präsent ist war „Signos de Aberracion“ aus dem Jahre 2002. Spannend nun also zu sehen, wie sich die Musik des mexikanischen Duos wohlmöglich weiterentwickelt hat. Die Erkenntnis kommt dann relativ schnell: Grundlegend hat sich nicht viel getan. Noch immer sind HOCICO im weiten Bereich Elektro unterwegs. Die weitaus größere Anzahl der Tracks bewegt sich nach wie vor im Bereich EBM. Für die Unkundigen: EBM lässt sich kurz als düsterer Techno zusammenfassen. Also Songs, die auf der Loveparade relativ zügig zum Ende des Umzugs geführt hätten. Ich möchte die Nicht-Veränderung bitte nicht als negativ bewertet wissen. Es ist nur relativ schnell klar, dass man hier das bekommt, was man erwarten konnte. Und dennoch: Minimale Veränderungen gegenüber einer Platte, die inzwischen zwanzig Jahre alt ist, sind doch erkennbar. Nicht jeder Track bewegt sich nämlich im Rahmen des üblichen Tanzlied-Schemas. Zwischendurch gefallen sich Tracks wie ‚Un Sepulcro Sin Cadaver‘ nämlich als angenehme Zwischentöne, irgendwo zwischen Soundtrack und musikalischer Tondichtung. Auch vom Tempo her wird nicht immer auf 180bpm gesetzt. Das sorgt im Gesamtkontext des Albums für einige Abwechslung. „Hyperviolent“ ist mitnichten brutal und gewalttätig von der ersten bis zur letzten Note. Natürlich, fröhlicher Techno geht anders. Aber, das hier ist eine schlicht gute Scheibe aus dem Bereich dunkler Tanzmusik.
(Out Of Line Music)