HOLLYWOOD UNDEAD

Die Kalifornier rennen von einem Erfolg zum nächsten. Sowohl in der virtuellen als auch der realen Welt: HOLLYWOOD UNDEAD kommen an und vereinen unterschiedlichste Fan-Gruppen auf sich. Der Crossover aus NuMetal, Alternative-Rock, Hip Hop, R&B und Electro-Pop bietet diesbezüglich alle Freiheiten. Das extrovertierte, hippe und partiell geheimnisvolle Auftreten des Quintetts zahlt ebenfalls darauf ein. Nun ruft die Gruppe aus Los Angeles das „New Empire, Vol. 1“ aus.

„Meine Erwartungen sind immer hoch“, äußert Frontmann und Bassist George „Johnny 3 Tears“ Ragan selbstbewusst. „Das hat manchmal schon zu herben Enttäuschungen geführt. Doch ich werde immer das Beste von mir und uns fordern. Wenn man aufhört, von sich selbst etwas Großartiges zu erwarten, wird man nicht mehr als Mittelmaß produzieren. Das ist uns zu wenig. Wir schreiben immer wieder Hits, erleben aber auch Fehlschläge. Solange wir unser Bestes geben, werde ich mit den Ergebnissen zufrieden sein. Egal, wie sie auch aussehen. Was die Leute darüber denken, beunruhigend uns zunächst einmal überhaupt nicht. Einige Leute lieben das, was wir tun. Andere nicht. Das lässt sich nicht kontrollieren, also beschäftigen wir uns damit nicht.“ Zahlen von weltweit mehr als eine Milliarde gestreamter Clips, drei Millionen Facebook-Follower, 410.000 auf Instagram und mehr als 2,6 Millionen monatlichen Plays auf Spotify beeindrucken und belegen, dass HOLLYWOOD UNDEAD den Nerv vieler Hörer treffen:

„Unser musikalischer Ansatz ist von jeher so offen, dass wir all die Elemente und Stile nutzen, die einen Song besser machen“, gibt sich Johnny 3 Tears bescheiden, als er sich an einer Erklärung versucht. „Unabhängig davon, ob es im ersten Moment geeignet und stilistisch passend scheint oder nicht. Wenn etwas wirklich gut ist, spielt die Unterscheidung zwischen einzelnen Stilen keine Rolle mehr. Das Endresultat ist alles, was mir wichtig ist.“ So hält es das Quintett seit 2005, als die Musiker bewusst aus gewohnten Band-Schemata ausbrechen wollten: „Als wir damals anfingen, haben wir den Grundsatz gefasst, jegliche Einschränkungen fallen zu lassen“, verdeutlicht der Musiker. „Das ist die Basis von HOLLYWOOD UNDEAD. Bei unseren Bands davor hatten wir immer das Gefühl, dass es Ideen oder Dinge gibt, die wir nicht tun oder umsetzen konnten, weil es irgendwie nicht gepasst hat. Mit HOLLYWOOD UNDEAD haben wir dann eine Gruppe gegründet, bei der wir uns nicht mehr zurück gehalten haben. Uns ist alles einfach scheißegal gewesen. Wir haben nur noch das getan, was wir tun wollten. Diesen Geist pflegen wir bis heute. Wir sind immer noch Ausreißer, was unsere Musik und unseren Platz in der Musik-Szene anbelangt. Und ich hoffe, das ändert sich nie.“

Der Sound der Kalifornier fällt unweigerlich auf. Mal ist er rockig adressiert, mal poppig oder R&B-like und mal heavy. Die Stücke des sechsten Albums „New Empire, Vol. 1“ weisen wiederum eine breite stilistische Vielfalt und große Refrains auf. Der Wiedererkennungswert ist der Gruppe dabei erkennbar wichtig: „Nun, meiner Meinung nach braucht jeder Song zuallererst starke Melodien“, entgegnet Johnny 3 Tears. „Das ist es, was mich zur Musik hinzieht, wenn ich sie höre. Unabhängig davon, was du sagst oder was du in einem Song tust, musst du eine ausgeglichene Balance zwischen den Zutaten herstellen. Die Schwere kommt aus organischem Zorn, aus Verzweiflung und Erfahrung. Musik ist für mich der große Kanal der menschlichen Emotionen. Alles, was du fühlst und nicht mit Worten ausdrücken kannst, sollte in deiner Musik zum Ausdruck kommen. Deshalb fallen unsere Songs bisweilen auch schwerer aus.“

Das voraus gestellt, dürfte klar sein, dass sich HOLLYWOOD UNDEAD in ihren Tracks voll und ganz ausleben: „Wenn du Songs schreibst, an die du nicht glaubst, ist es höchst unwahrscheinlich, dass jemand anderes an sie glauben wird“, weiß der Künstler. „Die erste Aufgabe einer Band ist es, Material zu erschaffen, von dem sie selbst vollends überzeugt ist. Doch auch unsere Fans sind für uns sehr wichtig. Sie sind der Grund, warum wir heute unsere Kindheitsträume leben dürfen. Unsere Pflicht ist es daher, die Grenzen dessen, wozu wir fähig sind, zu überschreiten und zu weiten. Ob es uns und den Fans gefällt oder nicht. Im Widerspruch zu dem, was viele Leute sagen, will doch niemand das gleiche Album ernsthaft immer und immer wieder hören.“

Das bedeutet aber nicht, dass die fünf Musiker die Dinge übers Knie brechen oder mit Kalkül unterwegs sind. Das Gegenteil ist der Fall, wie der Sänger und Bassist ausführt: „Wir versuchen, soweit es möglich ist, das Studio ohne Erwartungen oder dezidierte Pläne zu betreten. Die eine oder andere Richtung willentlich zu erzwingen, ist meiner Meinung nach ein Fehler. Ich glaube nicht einmal, dass wir uns dieses Mal unbedingt auf den Rock konzentriert haben. Das Album kam einfach schwerer heraus als die vorherigen. Musik ist immer ein Spiegel der Zeit und Energie, die in der Luft liegt. Ich glaube nicht, dass wir in unserer Karriere jemals etwas absichtlich getan haben. Tolle Songs sind meiner Meinung nach typischerweise mehr als alles andere schöne Zufälle.“

Diese Aussage ist interessant, denn das sechste Album von HOLLYWOOD UNDEAD klingt – wie seine Vorgänger – alles andere als zufällig. „Mit jeder Platte gibt es irgendwelche Schwierigkeiten, weil man sich in sich selbst eingräbt und das manchmal sehr unangenehm wird“, erwidert Johnny 3 Tears. „Letztlich ist es im Arbeitsprozess aber immer weitaus lohnender als unangenehm. Was für eine großartige Katharsis wir erleben dürfen. Es ist so etwas wie eine melodische Therapie. Für mich sind die Schwierigkeiten ein Teil der Schönheit.“ Wichtig ist es zudem, die „richtige“ Einstellung an den Tag zu legen:

„Der Versuch, als Musiker und Künstler jung zu bleiben, ist meiner Meinung nach sehr wichtig“, greift der Kalifornier den Faden auf. „Wenn man anfängt, Musik zu schreiben, stellt sich eine Vitalität ein, die dem Material seine Richtung weist. Man muss von Beginn an brennen, sonst ist es schwer, durchzuhalten. Ich nehme an, das ist in jedem Lebensbereich so ähnlich, egal, welchem Beruf man nachgeht. Man muss voll dabei sein. Wenn wir Songs schreiben, versuche ich jeweils so zu tun, als wäre es der erste Song, den wir je schreiben und der einzige Song, den wir je schreiben werden. Wenn du nur diesen einzigen Song in deinem ganzen Leben schreiben kannst, sagt dieser am Ende viel über dich aus.“ Die Wirkung auf Hörer außerhalb der Band steht für HOLLYWOOD UNDEAD dennoch nicht primär im Fokus:

„Dass andere Leute deine Musik nicht verstehen oder nicht mögen werden, darf keine Rolle spielen. Weil das immer passieren wird, gibt es absolut nichts, was du tun kannst, um jeden dazu zu bringen, deine Musik zu mögen. Ich denke nicht, dass es komplizierter als das ist. Die Herausbildung einer emotionalen Verbindung zu ermöglichen, ist dennoch immer das Wichtigste, die Nummer eins. Ich bin davon überzeugt, dass, wenn ich etwas tief und aufrichtig fühle, jemand da draußen es ebenso tief nachfühlen kann. Die Musik dient lediglich als Hintergrund für die Botschaft. Die Musik wird sich weiter entwickeln, aber letztlich ist sie auch nur eine Sprache. Ein großer Teil dieser Sprache ist definiert und entdeckt, aber Manipulationen sind jederzeit möglich. Das musst du akzeptieren und darfst keine Angst davor haben, los zu lassen, um dich voll und ganz einzubringen.“

Das ist die Basis dafür, dass es bei HOLLYWOOD UNDEAD musikalisch immer weiter geht und sich die Alben der Gruppe deutlich voneinander absetzen: „Ich glaube gerne daran, dass wir uns entwickeln und heute besser sind als früher“, nimmt der Bassist und Sänger das Kompliment an. „Die Evolution im darwinistischen Sinne findet auch in der Musik statt. Wenn man nicht wächst und sich entwickelt, liegt man schnell im Sterben. Das Gleiche immer wieder zu tun, klingt erbärmlich. Wachstum ist der Schlüssel.“ In ihrer Karriere hat die Band aus Los Angeles bereits ordentlich experimentiert und eine Menge gewagt: „Ich würde vor allem ,Pray (Put ‘em In The Dirt)‘, ,Paradise Lost‘ und ,Scava‘ anführen“, äußert Johnny 3 Tears auf die Frage nach den bislang progressivsten Stücken seiner Band. „Das sind Songs, die wir über viele Grenzen hinaus getrieben haben, zumindest emotional. Auch in der Zukunft werden wir versuchen, uns weiter herauszufordern. Diesbezüglich kann ich derzeit aber nichts Konkretes sagen, weil die Straße noch vor uns liegt. Das ist eine der tollen Dinge an der Musik. Man betritt fast immer unerforschtes Terrain. Ich hoffe dabei stets, dass wir an einem Ort landen, den wir nicht erwarten. Natürlich gibt es Stil-Elemente, die sehr schwer in unsere Musik einzubeziehen wären. Dennoch würde ich per se nichts ausschließen. Zum Beispiel ein Lied mit einem Banjo darin zu haben, erscheint mir derzeit unvorstellbar. Das bedeutet aber nicht, dass wir es irgendwann nicht doch tun könnten.“

Das Quintett versucht bei allem, was es tut, auch eine kritische Distanz zu wahren: „Ich halte es für wichtig, bezüglich der eigenen Songs einen objektiven Standpunkt einnehmen zu können“, äußert der Musiker. „Wenn man ein Stück schreibt, ist es zunächst ja völlig subjektiv. Man muss zwischen diesen beiden Perspektiven wechseln können, um abzuschätzen, ob es a) etwas Bedeutsames ist und b) es etwas ist, das auch für andere etwas bedeuten kann. Hierfür kann es nützlich sein, einen Produzenten zu haben, dem man vertraut.“

HOLLYWOOD UNDEAD profitieren aber auch von etwas anderem: „Es gibt eine Sache, die uns sehr hilft“, weiß Johnny 3 Tears. „Wir sind seit langem Freunde. Durch all die Prüfungen und Schwierigkeiten sowie dank unserer gemeinsamen Erfahrungen sind wir einander noch näher gekommen. Das hilft wirklich immens. Ich liebe es nach wie vor, mit meinen Jungs im Studio zu sein oder mit ihnen Songs zu schreiben. Das macht das gemeinsame Musizieren so viel fruchtbarer. Die Kameradschaft hilft hierbei ungemein.“ Der Kalifornier ist davon überzeugt, dass insbesondere Erfahrung durch nichts zu ersetzen ist:

„Das ist für mich das Beste an der Musik. Natürlich gibt es Dinge und Fähigkeiten, die du üben kannst und musst. Das Wichtigste aber ist Lebenserfahrung. Die Emotionen, die mittels der Musik transportiert werden, sind viel wichtiger als jedes Riff, jedes Solo oder sonstige Ablenkung. Der wichtigste Teil, um ein guter Musiker zu sein, ist, das Leben zu leben und deine Geschichten in Form von Songs erzählen zu können. In meinem Leben habe ich viele Dinge verloren und viel erlebt. Doch ich bekomme etwas zurück, wenn ich die Geschichten des Verlustes mit anderen teilen kann. Habt keine Angst, zu leben.“

Mit Blick auf seine künstlerische Tätigkeit überwiegt bei dem Sänger und Bassisten vor allem eins: „Ich verspüre Dankbarkeit. Das, was ich tue, liebe ich – immer noch. Und glücklicherweise gibt es immer noch Menschen, die das zu schätzen wissen. Wie kann ich etwas anderes als dankbar sein? Ich hoffe, dass die Leute verstehen, dass dies unser Leben ist und unsere Geschichten wahr sind. Selbst, wenn du unsere Musik nicht magst, sollst du zumindest mitnehmen, dass wir unsere Hörer nicht anlügen, sondern das, wovon wir erzählen, auch wirklich erlebt haben.“

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