IMPLORE

IMPLORE legen mit „Alienated Despair“ ihr drittes Album vor. Zwischen D-Beat, Grindcore und Schweden-Death geht es angriffslustig und furios durch düster-extreme Stücke, die als Spiegel ihrer Zeit gelten dürfen. In gut einer halben Stunde Spielzeit lässt das Quartett gehörig Dampf ab.

„Es muss einen Grund zum Schreien geben“, meint Frontmann Gabriel Dubko, der seit April nicht mehr auch Bassist der 2013 in Hamburg gegründeten Band ist. „Denn wenn man schreit, muss man sauer sein. Und das bin ich. Mit jetzt 31 Jahren bis ich wütender als ich es mit 15 Jahren gewesen bin. Es gibt viele Bands mit starken Texten und Botschaften, und natürlich kann Texte auf verschiedene Art und Weise schreiben, um dasselbe zu sagen. Meine Texte sind für mich der Grund, warum ich jeden Morgen aufstehe und versuche, dem Leben so positiv wie möglich zu begegnen. Doch ich hasse alles, was in der Gesellschaft und der Welt insgesamt vor sich geht. Ich schreie, um den Zorn zu verbrennen und ruhig zu bleiben.“

Textlich ist das Drittwerk dabei anders als seine Vorgänger gelagert: „Ich wollte mich nicht wieder über das repressive System und das soziale Unbehagen beschweren“, erzählt Gabriel. „Das habe ich schon auf den vorherigen Alben und EPs getan. Stattdessen wollte ich dieses Mal verstehen, warum wir uns so fühlen, was dieses Gefühl der Entfremdung verursacht, warum diese Generation ohne Hoffnung lebt. Die Dinge werden immer schlimmer, weil uns die Generation vor uns eine tickende Bombe hinterlassen hat, ohne Anweisungen, wie man sie entschärfen kann. Ich bin noch mit der Einstellung aufgewachsen, dass sich harte Arbeit auszahlt, während die nächste Generation mit der Veröffentlichung eines Bildes auf Instagram 4.000 Euro verdient. Das Album richtet sich an jeden, der sich entfremdet und verzweifelt fühlt. Ich sehe keine Zukunft und keine Verbesserung. Stattdessen sehe ich viele Leute, die sich in der digitalen Realität entfremdet fühlen. Natürlich besitze ich ein Smartphone und ein iPad, auf dem ich viel schreibe. Doch wenn ältere Leute sagen, dass die Zeiten früher besser gewesen sind, glaube ich ihnen inzwischen.“

Das kompakte, giftige „Alienated Despair“ klingt entsprechend: „Wir haben die Songs nur so ausgekotzt, kein Zweifel“, bestätigt der Frontmann. „Das Songwriting war sehr effizient. Später, im Studio, haben wir noch ein paar Arrangements hinzugefügt, doch die Tracks sind im Proberaum von Angesicht zu Angesicht entstanden. Wir sind eine Band, die auf Haltung und Selbstwertgefühl basiert. Dieses Album repräsentiert das zu 100 Prozent. Das steht im Gegensatz zu „Subjugate“, das noch mehr Struktur, einen Opener, einen Grind-Banger, einen Punk-Banger, eine Single und so weiter besessen hat.“ IMPLORE gebärden sich roh und impulsiv: „Mir ist es wichtig, die bereits gewesene Form von uns nicht zu wiederholen“, erwidert Gabriel. „Wie im Leben selbst, muss man jeden Tag besser sein als gestern und schlechter als morgen. Leben und Musik gehen diesbezüglich Hand in Hand, denn eine Weiterentwicklung soll stets möglich sein.“

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