„A Self Portrait“ bietet weniger Musik im herkömmlichen Verständnis als vielmehr abstrakte Klangwelten. Während des Corona-Lockdowns hat Ines Brodbeck täglich einen Song aufgenommen. Die Künstlerin spielt Gitarre, Banjo Ukulele, Ukulele, Violine und Küchenutensilien. Gesang gibt es auch, jedoch eher in dem Sinne, als dass die Stimme als weiteres Element in den sich aufspannenden Klangraum eingeht. Ganz ohne Texte. INEZONA ist entsprechend als akustisch auszulegen. Das eigene Kopfkino entscheidet, was man in den Stücken des Albums hört beziehungsweise aus ihnen zieht. Aus der Instrumentierung von „A Self Portrait“ entspringt ein Americana- oder Folk-Eindruck. Das Spiel der Schweizerin mutet zudem generell poppig und raumgreifend mystisch an. Von der Ruhe und feingliedrigen Entwicklung der Platte darf man sich dabei nicht täuschen lassen. Die Lieder von INEZONA reichen tief und berühren das Innerste ihrer Hörer:innen. Wenn man sich denn auf das Abenteuer einlässt. Auch den kleinen Akzenten kann eine große Bedeutung zukommen. Man muss es nur bemerken. Anfangs wirken die Stücke latent introvertiert. Hat man sich in das 39-minütige „A Self Portrait“ erst einmal hineingehört, stellt man spätestens abschließend fest, dass dem gar nicht so ist. INEZONA mag es schlicht aufgeräumt und minimalistisch. Aber noch einmal: wie bei jedem deutungsoffenen Instrumental-Werk zieht jeder eigene Schlüsse.
(Czar Of Crickets)