Kanonenfieber – Der Füsilier

Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass KANONENFIEBER so etwas wie die shooting stars der hiesigen BM-Szene sind. Wobei im Plural zu sprechen grundsätzlich schon falsch ist, denn es handelt sich nach wie vor um ein Soloprojekt. „Menschenmühle“ war mit Sicherheit eines der Alben des Jahres 2020. Akkurat historisch aufgearbeiteter BM mit dem Thema „WWI“ schien vor zwei Jahren eine Art Lücke zu füllen. Konsequent wird die Wartezeit bis zum nächsten Album nun mit einer zwei Tracks umfassenden EP gefüllt. Auch hier geht es wieder um den ersten Weltkrieg. Diesmal beackert man thematisch die Leiden des austro-ungarischen Heeres im Feldzug gegen Russland. Man kommt nicht umhin festzustellen, dass die Gräuel eines Winterfeldzugs, tausende Soldaten in Eiseskälte mit unzureichender, nicht für den Winter geeigneter Ausrüstung wohl besser kaum zum Black Metal passen würde. Zudem ist es eine wohltuende Abkehr von den stetig wiederkehrenden Topoi Satanismus und Okkultismus. Daneben ist es natürlich die Musik, auf die hier das Hauptaugenmerk liegen sollte. Ein Wehrmutstropfen gleich vorweg: Die EP beinhaltet lediglich zwei Tracks und ist mit knapp über zehn Minuten Spielzeit wahrlich kurz bemessen. Druckvoll tönt es dabei aus den Boxen. Gottlob, denn eine LowFi-Kellerproduktion würde den durchaus feinen, zu entdeckenden Details nicht gut zu Gesicht stehen. Für die nötige Stimmung sorgen, wie schon zuvor, Soundsample historischer Ansprachen. Ungeachtet der Tasache, dass KANONENFIEBER sicher nicht den Black Metal neu erfunden haben, beweist „Der Füsilier“ doch, dass das Soloprojekt von Noise alles, aber keine Eintagsfliege war. Zur Überbrückung bis zum nächsten Album taugt diese EP allemal, auch wenn nichts entscheidend neues zu erwarten ist. Finsterer BM mit Kriegsthematik im modernen Soundgewand, unterhaltsam und den Schrecken des Krieges mehr als verdeutlichend.

(Avantgarde Music / Noisebringer Records)