Die Mannheimer spielen selten „Für 3 Minuten 11“ auf. Mal liegen die zehn Tracks über dieser Spielzeit, mal darunter. Überhaupt wirken KAPTAIN KAIZEN nicht so, als wären sie mess- oder antizipierbar. Interpretieren wir den Titel des Drittwerks daher als die Zeit im Rampenlicht, in der einer Band – im besten Fall – Aufmerksamkeit geschenkt wird und diese sich beweisen kann. Ein einzelner Songs taugt aber kaum, um einen realistischen Eindruck der seit 2013 aktiven Gruppe zu gewinnen. Dafür ist das Quartett zu quirlig unterwegs, sind die Themen der Texte zu divers und passiert stilistisch zu viel. Zumal KAPTAIN KAIZEN sowohl für Fans der Hamburger Schule als auch des Indie-Punk von Interesse sein können. Die Formation aus Mannheim ist Lo-Fi und gefühlszentriert aufgestellt. Was raus oder angesprochen werden muss, findet über das Konstrukt der Band und ihrer Songs sein Outlet. Oftmals gibt es wenig erbauliche Themen aus Geschichte, Politik und Gesellschaft, die mit einem melancholischen Anstrich vertont werden. Glücklicherweise stecken KAPTAIN KAIZEN den Kopf nicht in den Sand, sondern wollen aufrütteln, damit sich die Dinge zum Besseren drehen. Bisweilen wirkt das Quartett auch positiv aktivierend. Diese Mischung geht gut an, wobei sich etliche der zehn Tracks von „Für 3 Minuten 11“ bei mehrmaligen Hören sogar als schroff ohrwurmtauglich herausstellen. Ihre Zeit im Rampenlicht nutzen die Mannheimer überzeugend.
(This Charming Man)