KILLER BE KILLED

Prominente Protagonisten der Heavy-Sparte finden zum zweiten Mal unter dem Banner KILLER BE KILLED zusammen. „Reluctant Hero“ präsentiert eine selbstbewusst, stilübergreifend und experimentell agierende Gruppe, die spannende Hymnen zwischen Metal und Rock zum Besten gibt.

Angesichts der Besetzung mit Greg Puciato (The Dillinger Escape Plan, The Black Queen), Troy Sanders (Mastodon, Gone Is Gone), Max Cavalera (Soulfly, Cavalera Conspiracy, ex-Sepultura und ex-Nailbomb) und Ben Koller (Converge, Mutoid Man, All Pigs Must Die) ist KILLER BE KILLED Aufmerksamkeit gewiss – das Label „Allstar-Band“ ebenfalls: „Ich verstehe, warum die Leute diesen Begriff benutzen“, erklärt Greg Puciato. „Es gibt den Leuten aus der Industrie etwas zum Vermarkten. Für die Hörer stellt es eine Möglichkeit dar, uns zu kategorisieren. Die Leute sind von Kategorisierungen besessen und gerade „Allstar-Band“ scheint ihnen etwas zu geben, worauf sie sich freuen können, bevor sie es überhaupt hören. Und dann ist da noch die Möglichkeit, einen Haufen „großer Namen“ gemeinsam auf der Bühne zu sehen oder sie gemeinsam auf einer Platte zu hören. Das ist so ähnlich, wie es bei dem Film „Ocean’s Eleven“ der Fall war. Man muss nur darauf achten, dass dieser „Blickwinkel“ nicht größer als das tatsächliche Ergebnis ist und darf sich in keiner Weise darauf ausruhen oder deshalb nachlassen. Diese Jungs sind zufällig meine Freunde und es sind die Leute, mit denen ich in einer Band bin. Wir halten uns gegenseitig an die gleichen hohen Standards, die wir auch dann anlegen würden, wenn wir nicht schon „große Namen“ wären. Man muss sich in jeder Band beweisen. Wir klatschen uns nicht einfach nur ab und lassen uns vom Geruch unserer Fürze anstecken, weil wir bekannt sind. Jeder in dieser Band ist meiner Meinung nach großartig in dem, was er tut. Und wären sie es nicht, würde ich nicht mit ihnen in einer Band sein. Wir sind hart zu uns selbst und lassen die Dinge nicht schleifen. Das Einzige, was an dem Label „Allstar-Band“ wirklich nervt, ist, dass es die Leute dazu bringt, diese Band als eine Art Nebenprojekt zu sehen, was wiederum eine ganz andere Kategorisierung ist. Für mich gibt es weder ein Hauptprojekt noch ein Nebenprojekt. An diesem Punkt in meinem Leben mache ich viele verschiedene Dinge und bin in jede Sache, die ich tue, voll investiert, wenn ich ihr nachgehe. Wir sind keine Gruppe von Allstars, die Samthandschuhe trägt.“

Das US-Quartett präsentiert sich sechs Jahre nach dem selbstbetitelten Debüt stilistisch breiter und insgesamt vielschichtiger angelegt. Der Gesang bleibt auf Puciato, Sanders und Cavalera aufgeteilt: „Ich bin davon überzeugt, dass diese Platte KILLER BE KILLED in eine andere Kategorie einordnet als wir es zuvor gewesen sind“, meint auch Greg. „Vor dieser Platte war es leicht, uns als „one-off“ zu sehen, als eine Art interessantes Experiment. Jetzt habe ich das Gefühl, dass wir eine legitime Kraft in der Heavy-Landschaft darstellen und nicht nur eine einmalige Sache. Für mich klingen wir einzigartig, sehr zufällig und sehr organisch. Die Kombination der Dinge, die wir musikalisch oder emotional und vor allem stimmlich in die Band einbringen, wäre für jemand anderen nicht leicht zu reproduzieren, so dass wir als Band unsere eigene Identität gefunden haben. Die erste Platte war ein Warnschuss. Das jetzt fühlt sich an, als würden wir eine Flagge hissen, ein echtes Stück Land beanspruchen und direkt mit der Ernte beginnen.“ Abgrenzungsprobleme zu bzw. mit seinen anderen Betätigungsfeldern hat der Musiker und Sänger nicht:

„Das ist wirklich eine separate Sache“, bekräftigt Greg. „Alle Bands und Projekte sind ein Teil von mir und drücken meine Persönlichkeit aus. Eines meiner größten Ärgernisse ist es, falsch dargestellt oder missverstanden zu werden, falsch kategorisiert. Für mich umfasst mein künstlerisches Gesamtbild gerade erst all die Dinge, an denen ich mitgewirkt habe und was im Laufe der Zeit herausgekommen ist oder noch herauskommen wird. Es geht nicht so sehr darum, dass etwas zwischen die Dinge passt, sondern, dass es neben das andere passt. Es ist, als ob alles in einem großen Pool zusammenfließt oder in verschiedenen Teilen eines Puzzles vorliegt, jedoch nicht an verschiedenen Orten auf einer Zeitachse. Zeitplanung ist die logistische Nervensäge, aber ich tue, was ich kann. Das Gute daran ist, dass ich von einer Sache nie wirklich genug bekommen kann, weil ich für eine Sache niemals genug Zeit habe, um davon genug bekommen zu können.“ Teil dieser Gruppe zu sein, bedeutet und bringt Greg persönlich viel: „Kunst ist ein Ventil für Kreativität und Ausdruck. Das ist für mich mein Umgang mit dem Leben. Wenn ich etwas nicht schaffe, fühle ich mich so wie jeder andere, der unter Wasser den Atem anhält und ein Angstgefühl entwickelt, das er loslassen muss. Etwas kreativ zu erschaffen, ist mit dem Ausatmen oder wieder zu atmen vergleichbar. KILLER BE KILLED ist nur ein weiteres Ventil für mich, das zu tun. Es gibt eine Seite von mir und meinen Einflüssen, die ich hier ausdrücken, in anderen Bands und Projekten aber nicht vollständig ausleben kann. KILLER BE KILLED besitzt deshalb einen besonderen Wert für mich. Noch nie hatte ich ein solch metallisches Ventil, denn auch The Dillinger Escape Plan war nicht wirklich eine Metal-Band. Deshalb ist das eine coole Möglichkeit für mich, einige meiner Einflüsse und musikalischen Impulse direkt auf den Punkt zu bringen. Für mich als Sänger ist es kreativ interessant, von den Vocals anderer Leute abzuprallen und darauf zu reagieren. Das ist etwas, was ich sonst so nicht erlebe. Und diese Band gibt mir die Möglichkeit, viel Gitarre zu spielen. Das, was für mich den Höhepunkt dieses Albums darstellt, ist das Gitarrenspiel. Mit Riffs, Overdubs und Soli aufzutreten sowie mit Tönen, verschiedenen Verstärkern, verschiedenen Gitarren, verschiedenen Pedalen und Texturen zu experimentieren, war kreativ für mich befriedigend. Dieses Album zu machen, hat mich veranlasst, mich in diesem Bereich weiter zu entwickeln.“

Anders als man meinen könnte, hat „Reluctant Hero“ einen langen Vorlauf, wie Greg bestätigt: „Auch diese Songs wurden über einen langen Zeitraum hinweg geschrieben. Ich möchte nicht, dass die Leute auf den Gedanken kommen, dass diese Lieder erst kürzlich geschrieben und aufgenommen wurden, weil Covid für eine Ausfallzeit gesorgt hat oder so etwas. Das sind sie nicht. Das Songwriting für dieses Material begann vor Jahren. Seit 2016 treffen uns, wann immer wir können, einmal wöchentlich und proben. Die Musik haben wir im Mai/Juni 2019 und den Gesang im Januar dieses Jahres aufgenommen. Das Lied ,From A Crowded Wound‘ habe ich sogar schon 2010 geschrieben, lange vor der ersten Platte von KILLER BE KILLED. Seitdem saß es ohne Gesang herum, doch ich hatte einfach nicht den richtigen Platz dafür und es stimmlich noch nicht ausgearbeitet. In ,Dead Limbs‘ finden sich ein paar Riffs aus der Zeit, als ich 13 oder 14 Jahre alt war, buchstäblich wie 1993-1994. Hier finden sich also Sachen aus verschiedenen Zeitabschnitten, die wir 2019/2020 zusammengefügt haben. Dieses Album steht für das, was wir zu diesem Zeitpunkt sagen wollen. Ich habe ein gutes Gefühl, dass es uns jetzt, aber auch die weitere Zukunft der Band repräsentiert.“ Greg ist selbst gespannt, wie es mit KILLER BE KILLED weitergeht:

„Diese Band hat sich sozusagen selbst geformt. Gerade bin ich mit den Jungs in Phoenix unterwegs gewesen, um Videos zu drehen, und habe mich mit Max darüber unterhalten, wie merkwürdig es ist, dass aus unserem Gespräch über eine gemeinsame Platte so etwas geworden ist. Am Anfang stand die Idee für ein Album von Max und mir – inspiriert durch den Geist der Nailbomb-Platte. Nur etwas Einmaliges, an dem wir gemeinsam arbeiten wollten. Als Troy dann hinzustieß, hat das die Dinge dramatisch verändert. Und zwischen Platte Nummer eins und dieser neuen bekamen wir Ben. Das war das letzte Stück des Puzzles. Jetzt fühlt es sich so sehr wie eine Band an, dass ich mich mühevoll daran erinnern muss, wie es einst angefangen hat. Es hat eine interessante Eigendynamik angenommen. Damit so etwas passiert, muss man in der Lage sein, sein ursprüngliches Konzept loszulassen und die Sache sich dahin entwickeln zu lassen, wo sie hinwill. Die Belohnung zu sehen, wie das alles Gestalt annimmt und zu etwas wird, das man liebt, das man sich aber nie bewusst hätte vorstellen können. Der größte evolutionäre Katalysator waren jedoch unser Vertrauen und unser Bewusstsein. Wir fühlten uns zuversichtlich, in der Lage zu sein, unsere Stärken hervorzuheben und das zu nutzen, was die anderen einbringen.“

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