KITTIE präsentieren sich bei ihrer Rückkehr in Bestform und tragen ihren Teil dazu bei, das NuMetal-Revival weiter zu befeuern. Das siebte Album „Fire“ ist durchsetzt von brachial-groovigen Heavy-Tracks mit einprägsamen Gesangslinien.
„Die Resonanz, die wir auf die neue Musik und unser Comeback allgemein erhalten, ist wirklich unerwartet“, äußert Frontfrau Morgan Lander. „Wir sind immer noch davon geschockt, wie positiv die Stimmen sind. Es fühlt sich an, als ob es in der Industrie eine Verschiebung gegeben hat. Dass wir so lange weg waren, scheint eine Lücke geschaffen zu haben, die wieder gefüllt werden musste. Der Abstand, den wir dadurch gewonnen haben, dass wir unsere Karriere so lange auf Eis gelegt haben, hat die Nostalgie für die Band zu schaffen, die wir heute sehen. Es ist interessant, zu sehen, wie sich Trends entwickeln und der NuMetal den Test der Zeit überstanden und sich weiterentwickelt hat, Nun ist er wieder neu und aufregend.“ KITTIE genießen inzwischen tatsächlich Kult-Status, doch das war nicht immer so. Die zwischenzeitliche Auflösung hing auch damit zusammen, dass das Interesse an der Gruppe und in der Folge auch die Motivation der Kanadierinnen nachgelassen hatte. Mit dem Erscheinen der neuen Platte 13 Jahre nach „I’ve Failed You“ war nicht unbedingt zu rechnen:
„„Fire“ ist eine Geschichte von Wiedergeburt und Auferstehung“, formuliert es die Sängerin und Gitarristin. „Es ist unsere Geschichte, die von höchsten Höhen und tiefsten Tiefen geprägt ist. Auf dem Album entblößen wir unsere Seelen. Wenn es irgendetwas gibt, was ich den Leuten mit auf den Weg geben möchte, dann ist es die Botschaft, dass es nie zu spät ist. Ergreift die Chance. Wenn ihr fallt, steht mit erhobenem Kopf wieder auf und ihr werdet alles überwinden, was sich euch in den Weg stellt.“ Nachdem die Weichen für die Wiederaufnahme von Live-Aktivitäten gestellt waren, hat das 1996 in Ontario gegründete Quartett zunächst einschlägig geprobt: „Es hat viele Monate gedauert, bis wir uns wieder wohl fühlten und 2022 die ersten Konzerte gespielt haben“, äußert Morgan. „Die erste Show war im September 2002. Mit den Vorbereitungen haben meine Schwester Mercedes (Schlagzeug) und ich schon im Februar dieses Jahres begonnen. Zu Beginn trafen wir uns einmal pro Woche, um einfach Spaß zu haben und Songs durchzugehen, die wir seit Jahren nicht mehr gespielt hatten. Und um den Dingen zu erlauben, wieder organisch zu wachsen. Es war ein langer Prozess des Neulernens, Erinnerns und Aufpolierens unserer Songs, aber es fühlte sich wirklich gut an, wieder zusammen zu sein. Es wurde viel gelacht und noch mehr gelächelt. Man vergisst leicht, wie schön es ist, etwas zu schaffen, wenn man es lange nicht mehr getan hat.“
Das Interesse eines Labels war schnell geweckt: „Als wir den Plattenvertrag mit Sumerian eingingen, hatten wir noch keinen einzigen Song geschrieben“, verrät die Frontfrau. „Das war nervenaufreibend. Als wir wussten, dass wir Ende 2023 ein neues Album aufnehmen würden, haben wir durchgezogen. Das Schreiben dauerte etwa neun Monate. Wir haben etliche Songs geschrieben und getestet und schließlich zehn von ihnen für das Studio ausgewählt. Die Rückkehr zum kreativen Arbeiten fühlte sich anfangs ein wenig unangenehm an. Aber einige der besten und härtesten Songs auf dem Album waren die ersten, die entstanden sind. Im Rückblick fiel es uns doch nicht schwer, den Staub abzuklopfen und loszuschredden.“ Dem Volksmund nach verlernt man ja auch das Fahrradfahren nicht. Die wiederentdeckte Begeisterung für die eigene Band drückt sich auch in der folgenden Einlassung aus:
„Die einwöchige Vorproduktion vor der eigentlichen Aufnahme ist mir als eine lustige und herausfordernde Erfahrung in Erinnerung geblieben“, so Morgan. „Das war etwas Besonderes. Wir waren zusammen in einem Raum und sind alle Songs durchgegangen. Es hat so viel Spaß gemacht, endlich wieder aktiv zu sein, noch dazu kurz bevor wir etwas Großes machen wollten. Einfach ganz präsent zu sein und den Moment zu genießen. Ein weiterer herausragender Moment war für mich, als ich die Vocals für den Titelsong ,Fire‘ aufnahm. Der erste Schrei, den man auf dem Album hört, ist tatsächlich der erste Schrei, den ich für einen der Songs überhaupt aufgenommen habe. Man kann meine volle Begeisterung und Kraft hören. Bei der Aufnahme selbst musste unser Produzent Nick Raskulinecz (u. a. System Of A Down, Foo Fighters, Trivium, Deftones, Korn) einige Minuten lang unkontrolliert lachen. Vermutlich, weil es so böse klingt. Deshalb ist das ein so herausragender Moment für mich und ist die beste Art, das Album zu beginnen.“
Die Comeback-Platte entwickelt sich gewohnt kontraststark: „Wir hatten schon immer Elemente von Gut und Böse, Dunkelheit und Licht, in unserer Musik und „Fire“ baut auf diesem Kontrast auf“, ordnet die Frontfrau ein. „Unser Hauptziel ist es stets, die richtigen Elemente von beidem, also Gut und Böse, in unseren Songs hervorzuheben. Auf dem neuen Album gibt es sehr düstere Momente, aber auch solche, die hell leuchten und einen Hoffnungsschimmer enthalten. Die Fähigkeit, schnell zwischen Dunkelheit und Licht zu wechseln, ist Teil des Sounds von KITTIE und unserer Persönlichkeit als Band. Jeder hat eine dunkle Seite!“