KYLER

Worauf das süddeutsche Quartett auf „Helden“ aus ist, versteht man sofort. KYLER setzen auf einen Crossover aus Groove-, Thrash- und Hardcore-Metal, der derb und roh, aber auch bauchgesteuert und live-tauglich inszeniert wird. Textlich überzeugt das zweite komplett deutschsprachige Album der Band aus dem Schwarzwald ebenfalls.

Die Platte ist Ausdruck von Erfahrung und Verständnis, transportiert aber auch ungebrochene Motivation und Wut: „Wir leben in einer Zeit, in der es sehr einfach ist, geil und fett zu klingen“, weiß Schlagzeuger Andi. „Es ist interessant, zu beobachten, dass viele neue Bands zunächst mit völlig überladenen Songs antreten, die irgendwie dennoch alle die gleiche Klangfarbe besitzen, aber später in ihrer Karriere vom Sound her klarer und ehrlicher werden. Unser Anspruch an unsere eigenen Songs ist im Laufe des Bestehens von KYLER gewachsen, was sicherlich normal ist. Ansonsten hätte man ja Stillstand. Wir achten schon immer darauf, dass wir bodenständig bleiben und das zum Ausdruck bringen, was wir denken.“ Gitarrist Ralf stimmt dem Gesagten zu: „Auch bei den Texten ist das bei uns so. Seit wir die Songs auf Deutsch singen, können wir besser zum Ausdruck bringen, was wir wirklich sagen wollen. Am Anfang haben wir immer schon eine Idee, wie und über was gesungen werden soll, aber der fertige Text steht meistens erst am Ende. Die Songs auf „Helden“ fallen reifer und durchdachter als auf den beiden Alben davor aus.“

Im Unterschied zu den Konzerten bieten die Süddeutschen dabei etwas mehr: „Wie bei so gut jeder Band haben auch wir einige der Vorteile des Studios ausgenutzt“, sagt Frontmann Marco (Gesang, Gitarre). „So gibt es auf dem neuen Album zum Beispiel Songs, die mit sieben Gitarren eingespielt worden sind. Live können wir so etwas natürlich nicht umsetzen. Müssen wir aber auch nicht, da die Songs trotzdem fett rüberkommen und nach KYLER klingen.“ Beim zweiten Gitarristen im Line-Up, Ralf, herrscht ebenfalls viel Stolz auf die eigene Leistung vor: „Das Album ist so, wie es ist, perfekt. Jeder der zehn Songs von „Helden“ hat eine eigene Note. Sei es ,Der Anfang vom Ende‘, der melancholisch und doch eingängig herüberkommt oder ,Helden unserer Zeit‘, mit dem wir uns bei unseren Anhängern bedanken möchten. Es ist eine geile Thrash Metal-Nummer mit einem eingängigen Refrain, welche am Ende zu einem Doom/Sludge-Track wird. Oder auch ,Whiskey und Bier‘, das ein Hardcore-/Punk-Rock-Song mit einem gar nicht so lustigem Text ist. Der ,Querulant‘ wiederum hat eine Hookline, die man nicht so schnell vergisst, und ,Unterwegs‘ ist einfach nur eine Walze. So geht es weiter.“

Das Quartett aus dem Schwarzwald zeigt musikalisch Kante und bezieht mit Worten klare Positionen: „Textlich verarbeiten wir alles, was uns bewegt“, fasst Gitarrist Ralf zusammen. „Der erste Song des Albums, ,Freiheit‘, handelt zum Beispiel davon, dass man alles hinschmeißen möchte und das machen will, was einem gefällt. ,Der Querulant‘ ist ein Lied über einen, der immer gegen alles ist, ,Unterwegs‘ ein Song über einen Fernfahrer, der merkt, was für einen scheiß Job er hat und lieber zu Hause wäre. Wir decken vieles ab. Die besten Texte schreibt übrigens unser Bassist Mario.“ Die Stücke von KYLER präsentieren sich jeweils belastbar, barsch und schroff zugänglich: „Bei manchen Liedern und Texten haben wir es bewusst versucht, sie direkt und eingängig zu gestalten“, verrät Mario. „Wenn du das so erkennst, dann ist uns dies gelungen. Aber wir haben auch versucht, unsere eigenen Geschichten, Gedanken und Erfahrungen in den Texten wiederzugeben, die sich erst nach mehrmaligen, genauerem Hören langsam offenbaren. So ist ,Whisky und Bier‘ zum einen ein schönes Trinklied zum Mitgrölen und zweitens ist es das auch! Nein, Spaß beiseite, auch in diesem Fall haben wir versucht, eigene Erfahrungen und Erkenntnisse zu verarbeiten. Man muss nur genau hinhören, denn eigentlich handelt es vom Heimkehren und der Besinnung auf das Wesentliche, also nicht nur ,Whisky und Bier‘! Bei ,Danke‘ wollten wir nicht allein dunkelsten Sarkasmus durchziehen, sondern auch aufmunternde Worte finden und dem Hörer etwas Bedeutendes mitgeben. Dass er Herr über die eigene Lage sein kann. Wenn er es denn sein will. ,Der Anfang vom Ende‘ spricht für sich selbst und war und ist ein Prozess in Verarbeitung. Diese Beispiele zeigen, dass der Interaktionsprozess mit uns und unserer Musik genau so ist wie das wirkliche Leben. Vielleicht hat man bereits einen ersten Eindruck, aber den wahren Menschen oder Song dahinter lernt man erst nach genauerem Betrachten und Hinterfragen kennen.“

Der Unterhaltungsfaktor kommt auf „Helden“ ebenfalls nicht zu kurz, wie Marco abschließend klarstellt: „KYLER macht in erster Linie Musik aus Spaß“, so der Frontmann. „Musikalisch geht es in die Groove- und Thrash-Richtung mit Hardcore-Passagen und auch einigen punkigen Ausflügen. Unsere Philosophie ist, dass es gefallen muss. Egal, ob etwas Melodisches herauskommt, ein Blastbeat oder eine Mischung aus beidem: solange es gefällt und bei uns im Innern etwas bewegt, ist es genau richtig.“

www.kyler-metal.com