LANTLOS

Veränderungsdrang, Experimentierfreude und stets fesselnde Musikalität: das zieht sich durch die Veröffentlichungen von LANTLOS. Kreativkopf Markus Siegenhort lebt seine Suche nach für ihn spannenden und fordernden Sounds konsequent aus. Das musikalische Antlitz seines Outlets unterliegt einer fortwährenden Transformation. Das fünfte Album „Wildhund“ trägt seinen Titel zu Recht.

„Leider hat es aufgrund von einigen langweiligen privaten Themen wie Krankheit, Job und so nicht schneller geklappt“, erwidert Markus auf die Kreativpause seit Erscheinen des 2014er „Melting Sun“ angesprochen. „Das hat mich ziemlich abgefuckt. „Wildhund“ ist mein Lebenswerk. Ich habe extrem viel Energie in das Album gesteckt. Aufgrund der widrigen Umstände wurde und wurde es aber einfach nicht fertig. Naja, genug gejammert. Jetzt ist es ja da und ich freu mich total! Was ich darüber hinaus aber auch als Erklärung nennen möchte, ist, dass „Wildhund“ einfach auch ein anspruchsvolles Projekt war. Musikalisch geht viel ab. Da sind super viele Sounds, aufwendige Songs mit vielen Parts und Details, und auch technisch waren einige Dinge echt herausfordernd.“

Auf eine bestimmte übergeordnete Ästhetik ist der Multi-Instrumentalist und Sänger im Kreativprozess dabei nicht aus: „Auf sowas achte ich nicht im Speziellen, ehrlich gesagt. Für jedes Album habe ich aber eine Vision. Die setze ich dann sehr ehrgeizig um. Das ist es, worum es sich primär dreht. Anders geht es nicht für mich. Da meine Musik und ich sehr eng zusammenhängen, ist das für mich logisch. Alles andere wäre komisch und umständlich. Dazu muss man sagen, dass ich sehr viel Musik mache und viel experimentiere. Ich sehe mich in erster Linie als Produzent und Songwriter, nicht als Rock- oder Metal-Musiker. Und bezüglich der von Dir angesprochenen vielen Kontraste, sehe ich das so: der rote Faden dabei bin ich. Alles, was ich mache, hängt irgendwie zusammen. Das ist zwangsläufig so. Wenn ich Dir jetzt ein paar Songs von mir zeigen würde, die andere Musikrichtungen bedienen, würdest Du auch sagen: Siegenhort-Style. Jedenfalls melden mir das sehr viele Leute zurück. Ein bisschen kann man das auch auf der Deluxe-Version nachvollziehen. Es geht um dieselbe Sache bzw. die Kehrseite derselben Sache, um die es auf „Wildhund“ geht. Aber ganz anders inszeniert. Ein Umstand, der meine Musik sprunghaft erscheinen lässt, ist sicher, dass in den letzten Jahren einfach viel zu wenig von dem, was ich alles gemacht habe, auch veröffentlicht worden ist. Daher will ich weg von Alben und mehr hin zu EPs und Tracks. Das Format Album passt einfach nicht mehr gut zu mir, verlangsamt alles und verliert für mich auch in Anbetracht der heutigen digitalen Zeit zunehmend an Bedeutung.“

Angesichts der Tatsache, dass man sich die Releases von LANTLOS stets erarbeiten muss, überrascht diese Aussage: „Tatsächlich haben viele Leute mir genau das zurückgemeldet: „Heftiges Geballer“ und „Das kann man sich nur drei Tracks lang anhören“. Ein berechtigtes Feedback. Muss ich auch drüber lachen, weil es einfach stimmt. Ich weiß aber auch, wie ich das einzuordnen habe und wie die Leute das meinen. Die finden das Album ja trotzdem gut, haben ihre Lieblingssongs und sagen darüber hinaus und in erster Linie, dass „Wildhund“ etwas ganz Besonderes ist. Thematisch geht es auf dem Album tatsächlich auch ums „zu viel“ werden – zu viel Energie, zu viel Sweetness, zu viele Emos, alles auf einmal – ein intensiver Power Trip. Reizüberflutung. Wie, wenn das Weiß des Himmels von schön zu zu hell und zu schrill wird. Eigentlich ist die Grundstimmung eine positive, energetisch und frühlingshaft. Es geht aber auch darum, wenn einem diese Feelings die klare Sicht rauben, man high davon wird und da nicht mehr rauskommt. Dann wird das Schöne zum Anstrengenden, zum Horror. Ein bisschen also, wie die Leute mir sagen, wie das Album klingt: „cool, aber too much“. Meine Freunde und ich nennen das „etherealPRO“, „Ethereal Professional“. Immer ethereal. Schön, aber auch total anstrengend und überreizend. Ich finde aber auch, dass es ein paar Verschnaufpausen und auch viele schöne, ruhige und catchy Elemente auf dem Album zu finden gibt. Auf dieser Ebene ist das Album geradlinig geworden: kürzere Songs, richtige Vocals und klarere Strukturen. Das hatte ich mir streng vorgenommen.“

Zufall ist das nicht, wie Markus bekräftigt: „Ich mache mir sehr viele Gedanken um meine Musik. Und auch immer mehr um das Drumherum, die Inszenierung. Ich bilde mich, wo es geht, und habe einen wahnsinnigen Enthusiasmus für alles Neue. Je „edgier“ und abgedrehter, desto besser. Da gibt es so vieles: Visual Artists, Film, Musik und in der letzten Zeit habe ich mich auch für Mode interessiert. Absolut abgefahren, was es da alles gibt. Das sauge ich auf wie ein Schwamm. Macht mir einfach Spaß. Und ich denke, das fließt dann entsprechend stark in meine Musik ein. Aber so bin auch ich als Typ. Und meine Musik geht immer um Dinge, die mich auch wirklich beschäftigen. Was man auf „Wildhund“ hört, bin ich. Das melden mir auch viele meiner Freunde und Bekannten zurück. Die lachen manchmal und sagen „Mann, das bist so Du“ oder hören auch sehr schnell heraus, wenn ein Song läuft, dass ich den gemacht habe. Hören also meine Handschrift. Ich freu mich darüber, so ein Feedback zu bekommen. Das ist für mich tatsächlich die höchste Anerkennung. Es braucht lange, man selbst zu werden, sich zu trauen und zu machen. Auch musikalisch. Es macht aber auch vieles leichter. Also, will sagen, ich versuche schon, etwas Abgehobenes und „sophisticated Shit“ zu machen, aber das passiert aus einer ganz natürlichen Motivation heraus.“

www.lantlos.bandcamp.com