Was zeichnet einen „Wildhund“ aus? Man darf annehmen, dass er tut, wonach ihm ist, er jenseits der notwendigen Nahrungsaufnahme kaum Zwängen unterliegt und er die Grenzen seines Aktionsradius‘ jeden Tag aufs Neue auslotet und bestimmt. Was für ein perfekter Titel für die neue Platte von LANTLOS. Kreativkopf Markus Siegenhort ist ein „Wildhund“. Mit dem Black Metal oder Blackgaze der Vergangenheit hat dieses fünfte Album seines Outlets nichts mehr zu tun. Es ist nicht einmal mehr von einem Metal-Werk zu sprechen, allenfalls vielleicht Alternative-Metal. Kategorisierungen können der organischen, ganzheitlichen Musikalität ohnehin nicht gerecht werden. Man spürt und fühlt sie. Wenn der deutsche Multi-Instrumentalist und Sänger Namen wie Devin Townsend, Smashing Pumpkins, Motorpsycho, Deftones und Foo Fighters anführt, um die Richtung des neuen Materials abzustecken, wird klar, wie sehr sich das musikalische Bild gewandelt hat. Wobei, das betrifft eigentlich nur die Wahl der Mittel. Was das Streben danach anbelangt, die eigene emotionale Struktur in Songs zu überführen, ist alles beim Alten. LANTLOS agieren vielschichtig, durchaus auch vertrackt, aber nunmehr auch vordergründig mit markanten Gesangslinien ausgestattet, die dem Antlitz einer Rock-Band gerecht werden. Nach dem 2014er „Melting Sun“ ist „Wildhund“ das zweite Album, auf dem Markus Siegenhort die Vocals verantwortet. Neben ihm ist allein Schlagzeuger Felix Wylezik fester Bestandteil der Gruppe. Letztlich sind LANTLOS aber vor allem das Kreativ-Vehikel ihres Gründers, der sich von jeher die Freiheit nimmt, die Ästhetik und Wirkung der Gruppe mit jeder Veröffentlichung neu zu deuten und abzustecken. Damit vergrößert sich unweigerlich auch sein Aktionsradius.
(Prophecy)