Dezent orientalisch, dazu eher modern klingende zarte Stimmen eröffnen den Reigen der Lieder auf „Koine“. Ein griechisches Wort, das aus der Zeit Alexander des Großen stammt und den östlichen Einfluss auf die hellenistische Kultur umschreibt. Zumindest auf den Opener ‚The Prophecy‘ könnte diese Umschreibung sicher nicht besser passen. Und letztlich ist es auch eine musikalische Ausrichtung, die für den Rest des Albums uneingeschränkt gilt. Orient meets Okzident. Mir will nur noch nicht ganz einleuchten, warum die zuständige Promoagentur hier Avantgarde Black Metal spricht. Über diesen Terminus könnte man nämlich trefflich streiten. Gut, vereinzelt scheppert es mal, wie in ‚Hold The Line‘. Aber, sucht man nördliche Raserei und Blastbeats, so sucht man eher vergeblich. Also zumindest für die orthodoxen Fans dürfte „Koine“ nicht in die Kategorie Black Metal fallen. Aber, halten wir uns nicht mit Genrebezeichnungen auf. In jedem Falls ist der Mix aus Ethnoklängen, ätherischen Stimmen, Ambienteinsprengseln und gelegentlichen Eruptionen düsterer Metalklänge nicht uninteressant. Zumal dann, wenn man weiß, dass es sich um ein Soloprojekt handelt. Dabei sind die herangezogenen Referenzen (Ulver, Ihsahn, Moonspell) zwar ein bisschen hoch gegriffen, aber letztlich nicht völlig absurd. Ulver insofern, als das Ambient und Metal durchaus gleichberechtigt nebeneinander stehen, Ihsahn, da Avantgarde auch immer mal wieder durchschimmert und Moonspell letzten Endes, da LORD AGHEROS sich natürlich nicht von einem gewissen mediterranen Einfluss freisprechen kann. „Koine“ lebt von Stimmungen und gottlob auch von Songs, die Spannungsbögen erzeugen. Nicht immer geht die musikalische Rechnung voll auf, vor allem nicht dann, wenn Songs überfrachtet wirken und die Ideen ausufernd und nicht logisch miteinander verknüpft wurden. Aber, wer oben genannte Mischung als interessant erachtet, der sollte exemplarisch ‚Same Blood‘ als Anspieltip genießen. Für Black Metal Fans mit weitem Horizont ist „Koine“ vielleicht insgesamt ein heißer Tip.
(My Kingdom Music)