Es ist schön zu sehen, dass Black Metal, schon lange todgesagt, doch so etwas wie eine Renaissance erlebt. Wer hätte gedacht, dass sich ein Genre, dass sich eigentlich die Negation der Existenz auf die Fahnen geschrieben hat, dem Nihilismus frönt, wenn nicht dessen moderner Inkarnation, noch einmal so für eigentlich vermeintlich fremde Einflüsse würde öffnen können? Denn wenn es jemals ein Genre gab, dass sich qua Definition jeglichem äußeren Einfluss verschlossen hat, dann doch wohl der Black Metal. Neben jenen „modernen“ BM-Acts, die munter Subgenres in ihren eiskalten Sound einfließen lassen, so muss es auch jene Acts geben, die diesem Wandel entsagen und bemüht sind, die „reine“ Lehre aufrecht zu erhalten. So oder ähnlich verhält es sich mit LUMEN AD MORTEM und dies ist bitte nicht negativ zu verstehen. „Upon The Edge Of Darkness“ nimmt den Hörer mit auf einen schwarzmetallischen Trip in die Vergangenheit des Black Metal. So ungern ich auch diese Genrebezeichnungen inflationär benutze, so handelt es sich hier doch eindeutig um symphonisch angelegten BM. Heißt nichts anderes als zur Unterstreichung der unheilig-finsteren bis eiskalten Atmosphäre reichhaltig von Keyboards Gebrauch gemacht wird. Die Puristen werden sogleich aufschreien, verstossen LUMEN AD MORTEM doch gegen sämtliche, vermeintlich in Stein gemeisselte Gebote des BM, wie das erste Gebot „Du sollst keine ohrenfreundliche Produktion bieten“, sowie gegen Gebot zwei „Du sollst nichts benutzen als den Kassettenrekorder Deiner kleinen Schwester aus den frühen 80ern“. Aber, Humor beiseite, denn Humor hat mit Black Metal nichts zu tun. LUMEN AD MORTEM spielen atmosphärisch dichten BM, der mitunter an Emperor erinnert, aber durchaus auf dem technischen Stand von 2023 angesiedelt ist. Man sollte sich nicht der Illusion hingeben, dass das Trio aus Australien hier das Rad neu erfindet, aber unter der leider nicht mehr zu überblickenden Anzahl täglicher Veröffentlichungen gelingt „Upon The Edge Of Darkness“ ein echter Achtungserfolg. Gekonnt in Szene gesetzter BM, kurzweilig und dabei Dank orchestraler Anteile mächtig und mächtig böse erscheinend.
(Bitter Loss Records)