Nicht nur der Band-Name ist dem Schaffen von Rainer Maria Rilke entliehen. MIR ZUR FEIER betreiben die Vertonung von Texten des Lyrikers, der von 1875 bis 1926 lebte, konzeptionell – auch auf ihrem zweiten Longplayer. Das selbstbetitelte Debüt datiert aus dem Jahr 2019. Das Trio aus NRW hat seit 2020 an seinem Zweitwerk gearbeitet. Die zehn Tracks von „Nachtwächter“ fallen von Beginn an als ungewöhnlich auf. Frontfrau Mara Bach & Co. verfolgen den Anspruch, die Stimmung der Texte adäquat in Musik zu überführen. Gleichzeitig betreiben sie die Überführung eines Sprachgebrauchs der Vergangenheit in einen modernen Kontext. Dass beides Zeit braucht, verwundert nicht und mündet in einem noch größerem Interpretationsspielraum. Die stilistische Basis bleibt im Death Metal verortet, obwohl „Nachtwächter“ mitunter rockiger als der Einstand adressiert wird. MIR ZUR FEIER gelingt es zudem, die Texte von Rainer Maria Rilke stärker ins Zentrum zu rücken und sich mit der nachdrücklichen Nutzung seiner Lyrik als eigenständig und anders auszuzeichnen. Das Zweitwerk der Gruppe mutet durchweg düster bis bedrohlich an, transportiert zudem eine ausgeprägte Selbstverständlichkeit und Reife. Mara Bach setzt sich stimmlich variabel in Szene – spricht, singt, growlt und lebt die Gedanken, Geschichten und Worte, die eigentlich nicht ihre sind. Für Gitarrist Daniel Vorkamp und Schlagzeuger Rene Meistrell gilt im musikalischen Bereich dasselbe. Das Dreiergespann aus Bielefeld macht sich das Werk von Rilke komplett zu eigen und trumpft deshalb und damit groß auf.
(Noizgate)
