MISERATION

Mit „Black Miracles And Dark Wonders“ erscheint doch noch ein viertes Album von MISERATION. Die schwedische Melo-Death-Gruppe meldet sich aus einer fast zehnjährigen Kreativpause spritzig und vorwärtsgerichtet zurück. Der Dreiklang aus Härte, Technik und Zugänglichkeit mit tollen Clean-Vocals funktioniert wiederum wunderbar.

Die Stammbesetzung bilden weiterhin Frontmann Christian Älvestam (Solution .45, Cipher System, ex-Scar Symmetry) und Gitarrist Jani Stefanovic (Solution .45, ex-Crimson Moonlight, ex-Divinefire, ex-Essence Of Sorrow), die MISERATION 2006 gegründet haben: „Wir sind schon lange dabei und haben in verschiedenen Bands zusammen Musik gemacht“, ordnet Jani ein. „Wir sind in erster Linie gute Freunde, was die Grundlage für unsere funktionierende Zusammenarbeit ist. Zusammen mit Christian habe ich unter verschiedenen Namen den Großteil meiner persönlichen Diskografie veröffentlicht. Das an sich ist schon eine Aussage darüber, wie gut wir zusammenarbeiten. Im Laufe der Jahre haben wir uns immer besser kennen gelernt. Unsere Philosophie ist es, dass es inspirierend sein muss und Spaß machen soll. Wenn sich etwas gezwungen anfühlt, wird es nicht funktionieren.“ Es ist diese Einstellung, die bei den Schweden zu locker und ausbalanciert klingenden Tracks führt:

„Das Schreiben war für mich schon immer ein sehr spontaner Prozess, bei dem ich nicht mit einer zu strengen Formel anfange“, ergänzt der Gitarrist. „Oft beginne ich einfach, zu jammen, um herauszufinden, was ich im Moment auf Lager habe. Dennoch muss ich zugeben, dass ich bei diesem MISERATION-Album mehr vorgefasste Gedanken und Ideen hatte als bei den früheren. Noch bevor ich die Musik geschrieben hatte, stand das übergeordnete Thema fest. Also hatte ich doch einige Richtlinien im Kopf, die mich gelenkt und mir eine Stimmung vorgegeben haben. Ich habe über verschiedene gottähnliche Kreaturen aus verschiedenen historischen Epochen und Mythen geschrieben. Davon ausgehend entstand in meinem Kopf ein großes Bild. Götter sind schließlich groß, mächtig, böse, kriegerisch, machthungrig und so weiter. Also habe ich versucht, diese Eigenschaften klanglich umzusetzen. Letztlich schreiben wir aber einfach Songs, die gut zu uns passen.“ Der Nachfolger der 2012er Werks „Tragedy Has Spoken“ fällt demnach nicht zufällig in die Rubrik Melo-Death:

„Ich persönlich höre eigentlich gar nicht so viel ähnliche Musik – eher alles andere als Death Metal“, gibt der Gitarrist zu. „Auch wenn ich diese Art von Musik gerne schreibe, bin ich der Death-Szene in letzter Zeit ein wenig überdrüssig geworden. Es gibt nicht mehr viel, was bei mir den Enthusiasmus auslöst, den ich in jüngeren Jahren verspürt habe. Ich weiß nicht, ob das mit dem Alter zusammenhängt. Doch wenn ich Death-Musik höre, dann lieber Klassiker und mehr alte als neue Veröffentlichungen. Unabhängig davon höre ich mir keine anderen Bands an, um mich inspirieren zu lassen. Das passiert allenfalls zufällig, wenn ich etwas höre und das dann Ideen auslöst.“ Weil MISERATION zuletzt keine aktive Band gewesen sind, gab es keinen Druck, das neue Album bis zu einem bestimmten Stichtag fertigstellen zu müssen:

„Das gab mir den Raum und die Zeit, die Ideen natürlich und ungezwungen entstehen zu lassen“, freut sich Jani. „Aber die Spannung war sofort wieder da. Death Metal muss unserer Meinung nach dunkel und aggressiv klingen. Wir lieben aber auch schöne Harmonien und atmosphärische Klänge. Also versuchen wir, diese Elemente zu kombinieren. Doch was ist musikalisch dunkel und aggressiv? Was ist eine gute Kombination? Das ist höchst subjektiv. Für uns war immer das, was wir auf jedem einzelnen Album gemacht haben, das, was wir für cool hielten. So verhält es sich auch mit „Black Miracles And Dark Wonders“. Es repräsentiert das, das sich für uns gerade jetzt inspirierend anfühlt.“ Das vierte Album der Schweden geht als Querschnitt seiner Vorgänger durch, weist aber auch einen frischen Drive auf: „Ich stimme zu, dieses neue Album ist eine großartige Kombination und eine perfektionierte Version all unserer vorherigen“, so der Gitarrist. „Und ich stimme auch damit überein, dass es ein reifes und ausgeglichenes Werk ist. Das hat für mich mit jahrelanger Erfahrung zu tun und vielleicht auch mit dem Lernen aus Fehlern der Vergangenheit.“ MISERATION haben zudem erfahren, dass das Musik-Business heute anders funktioniert:

„Früher haben die Labels die Alben finanziert. Als Künstler hat man sich einfach hingesetzt und die Musik geschrieben. Es gab noch keine sozialen Medien. Um etwas über neue Veröffentlichungen zu erfahren, konnten sich die Leute nur auf ihre vertrauten gedruckten Metal-Magazine verlassen. Jedes Album wurde irgendwie im Geheimen gemacht, bis dann irgendwann die Promo und Interviews anliefen. Das alles hat sich grundlegend geändert. Vor der ganzen Digitalisierung und den sozialen Medien habe ich keinerlei Druck oder Erwartungen verspürt. Ich habe einfach geschrieben und gemacht, was mir Spaß bereitet hat. Persönliches Feedback von Fans gab es selten. Es sei denn, wir haben sie auf unseren Tourneen getroffen. Das neue MISERATION-Album ist eine ganz andere Geschichte, weil ein großer Teil der Finanzierung durch Crowdfunding zustande gekommen ist. Wenn die Fans zur Finanzierung beitragen, entstehen Druck und ein Gefühl der Verpflichtung ihnen gegenüber. In diesem Sinne habe ich gedacht: „Hoffentlich gefällt es ihnen.“ Weil die Musik schon fertig war, bevor sich Labels und Geldgeber einmischten, hat sich das glücklicherweise trotzdem nicht auf die eigentliche Kreativität oder das Songwriting ausgewirkt.“

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