MOONSTONE

MOONSTONE kultivieren auf „Growth“ einen interessanten Heavy-Ansatz im Spannungsfeld zwischen Traditionsbewusstsein und der Nutzung moderner Ansätze. Schleppend, repetitiv und düster, aber auch anmutig, raumfüllend und majestätisch: das Zweitwerk der polnischen Band ruft verschiedene Eindrücke hervor.

In den besonders Doom-igen Passagen klingt Vieles nach Black Sabbath, aber anders geht es auch kaum. Deshalb ist es umso wichtiger, dass die vier Musiker aus Krakau auf eine zeitgemäße Produktion und weitere Einflüsse zwischen Sludge-. Post- und Psychedelic-Metal sowie Stoner setzen: „MOONSTONE sind einem offenen Geist verschrieben“, erzählen Jan (Gitarre/Vocals) und Wiktor (Bass/Vocals). „Wir preisen alle Arten von Naturaspekten und menschlichen Gefühlen. Die Intention ist seit den Anfängen der Band dieselbe geblieben, auch wenn wir uns als Menschen verändert haben. Deshalb entwickelt sich unsere Musik weiter.“ Der Bassist legt dabei besonderes Augenmerk auf den Sound: „Ich persönlich interessiere mich sehr für die Musik-Produktion“, bestätigt Wiktor. „Daher konzentriere ich mich sehr darauf, beim Hören den Mix zu beurteilen. Das Wichtigste für mich ist aber natürlich, die ehrlichen Absichten des Komponisten zu verstehen und zur Geltung zu bringen, aber oft auch schlicht die passende schmutzige Umgebung zu erschaffen.“

Das korreliert mit dem Anspruch, den der Gitarrist an MOONSTONE richtet: „Mir ist die Ehrlichkeit in der Musik wichtig“, stellt Jan klar. „Wenn es um Musik geht, stehen für mich der Ausdruck und die Emotionen immer an erster Stelle. Das gilt für jede Art von Kunst.“ Gemeinsam ergründen die Musiker aus Krakau raumgreifende, schleppende Wall-of-Sounds: „Wir mögen viele Arten und Ausprägungen von Heaviness. Deshalb lieben wir es, die Bühnen sowohl mit Doom-Monstern als auch Thrash-/Grind-Bands zu teilen. In der Heavy-Szene ist alles miteinander verbunden. Traditionen vermischen sich ständig mit modernen Klängen. Wir sind froh, ein Teil davon zu sein.“ Das Zweitwerk der Polen klingt dabei weniger rückwärtsgewandt, als man erwarten könnte. MOONSTONE drängen darauf, eine partiell eigene Sichtweise auf ausgebremste, dichte Heavy-Sounds umzusetzen: „„Growth“ ist ein natürlicher Nachfolger unseres Debüts“, ordnen Jan und Wiktor ein. „Es ist die Erfüllung unserer Lust auf Doom Metal. Zudem ist es ein Abschluss des Kapitels der Pandemie, das für uns nicht einfach war. Im Moment arbeiten wir bereits an neuem Material, auch wenn wir noch nicht genau wissen, in welche Richtung es gehen wir. Was wir versprechen können: es wird anders sein als das, was wir bisher gemacht haben.“ Um diese Aussage besser zu verstehen, sollte man zur Entstehungsgeschichte des Albums wissen:

„„Growth“ wurde sehr spontan komponiert und aufgenommen“, verrät Gitarrist Jan. „Wir haben mit alten Riffs, bereits zuvor aufgenommenen Jams und Ideen gearbeitet. ,Lust‘ zum Beispiel wurde an einem Abend komponiert, weil wir mehr Material brauchten, um das Album zu füllen. Jeder von uns hat seine eigene Inspirationsquelle. Meine persönliche Hauptinspiration war die lähmende Depression.“ MOONSTONE arbeiten nicht ausschließlich situativ und zufällig, wie die Musiker auf Rückfrage geraderücken: „Es ist ein endloser Kampf“, wissen die beiden. „Jeder will improvisieren, aber das kann man nicht ewig tun. Will man etwas Ernsthaftes aufnehmen, muss man damit irgendwann aufhören. Bevor wir unsere EP „1904“ aufnahmen, jammten wir an diesen beiden Songs über ein Jahr lang. Doch jeder, der uns live sieht oder gesehen hat, wird bestätigen, dass wir unsere Songs nie so spielen, wie sie im Studio aufgenommen worden sind. Wir versuchen, natürlich zu bleiben. Während wir Songs schreiben, fragen wir uns allein, ob sie unseren Flow markieren oder nicht.“ Ohne Reibung funktioniert die Auseinandersetzung mit dem Heavy-Sound des Quartetts dennoch nicht:

Es stimmt, dass „Growth“ kein einfaches Album für einen durchschnittlichen Hörer ist. Wir sind uns bewusst, dass es einige Zeit dauert, bis das Publikum es versteht. Doch die Geschichten und Emotionen, die mit „Growth“ verbunden sind, kamen direkt aus unseren Seelen. Deshalb war es uns etwas wert, ein Risiko einzugehen.“ Während der 36-minütigen Spielzeit wird man mit unguten Gefühlen und Ängsten konfrontiert. Am Ende gibt es aber immer auch einen optimistischen Ausblick, der die zuvor bemühte Dunkelheit relativiert und aufzeigt, dass man sich dieser nicht ergeben muss: „Für dieses Album haben wir die folgende Beschreibung formuliert“, entgegnen Jan und Wiktor: „„Growth“ ist eine klangliche Geschichte über verschiedene emotionale Reisen, die wir durchgemacht haben, mit denen wir derzeit kämpfen und die wir auch in Zukunft weiter durchleben werden. Es zeigt das ganze Bild von den dunkelsten Tiefen bis zu den hellsten, hoffnungsvollsten Himmeln und der Sonne selbst.“ Jeder Song hat sein eigenes Thema, aber nur in ihrem Zusammenspiel ergeben sie das ganze Bild, das wir Leben nennen.“ Die Absichten von MOONSTONE und die Wahrnehmung auf Hörerseite passen demnach zusammen.

www.moonstonedoom.bandcamp.com