Die 27-jährige Künstlerin hat ihre Songs zunächst komplett in DIY-Manier über einschlägige Streaming- beziehungsweise Social Media-Plattformen wie Spotify, SoundCloud, Bandcamp und TikTok veröffentlicht. Einige ihrer Tracks sind zu viralen Erfolgen avanciert. Inzwischen kollaboriert McKenzie Ellis, die sich seit ihrem 15. Lebensjahr MOTHICA nennt, mit Rise Records, bei dem das Zweitwerk erscheint. „Nocturnal“ bringt mit seinen 17 Lieder mehr Quantität als Qualität. Einige Nummern weniger hätten der Gesamtanmutung gutgetan. Über die komplette Spielzeit fehlt es an Verdichtung und Fokus. Andererseits weiß heutzutage niemand mehr, welche Songs oder Parts viral zünden und eine ungeahnte Eigendynamik erleben. Aber dennoch: der düster-elektronische Alternative-Pop von MOTHICA überzeugt auf dem Album zu selten. Das liegt daran, weil die Künstlerin aus Oklahoma City zu viel auf einmal will oder ihre Ideen nicht konsequent zu Ende führt. Stimmung, Beats und Texte wirken nicht immer sauber aufeinander abgestellt oder zu beliebig und austauschbar angelegt. Dieser Eindruck verstärkt sich mit zunehmender Spielzeit immer mehr. Thematisch dreht sich alles um die Nacht und die im Vergleich zur hellen Tageszeit veränderte Wahrnehmung und Gemütslage in der Dunkelheit. Dieser Ansatz passt zur tendenziell mystischen Ästhetik, die MOTHICA erschafft. Besonders unter den ersten Liedern von „Nocturnal“ finden sich gefällige Alt-Pop-Songs, die mit zwingenden Hooklines überzeugen – etwa der Titel-Track oder das treffend betitelte ,Highlights‘. Die zweite Hälfte der Platte fällt hingegen ab.
(Rise)