An repetitiven oder abstoßenden Anti-Sounds besteht auf „Bring Down The Flags“ kein Mangel. Das Zweitwerk des Solo-Projekts von Marion Leclercq (ex-Overmars) gereicht seinem Titel zur Ehre, wenn es um die Stimmung auf Hörerseite geht. Diese geht steil in den Keller, was exakt so gewollt ist. Das Album der Französin fällt verstörend, zermürbend und beängstigend bedrohlich aus. Oftmals bekommt man es mit nicht greifbaren, bewusst unnahbar angelegten Soundscapes zu tun oder aber mit auffälligen Beats, die einen im Mark treffen. Hier spielt demnach kein liebes MÜTTERLEIN auf, sondern eins, dass Hörer in ihren Albträumen aufsuchen oder ihnen solche bereiten möchte. Die Multi-Instrumentalistin und Sängerin aus der Bretagne setzt dabei auf eine Mixtur aus Post-Punk, Dark-Wave, Blackgaze, EBM, Industrial und Noise sowie auf reichlich Experimentierfreude und abstrakten Drone-Doom. Auf dem Nachfolger des 2016er Debüts „Orphans Of The Black Sun“ agiert Marion Leclercq ein Stück weit songdienlicher, doch starker Tobak bleibt ihre Düster-Sound-Vision dennoch. Der Fortgang von „Bring Down The Flags“ ist oftmals allein als musikalisches Wehklagen oder unwirtliche Geräuschkulisse, die Urängste adressiert, zu beschreiben. Deshalb passt es, dass MÜTTERLEIN 2014 mit dem Ziel gegründet worden ist, als kreative Katharsis zu wirken. Für Menschen mit labiler Psyche ist das beklemmend wirkende Zweitwerk der Französin dabei nichts.
(Debemur Morti)