Die Franzosen beschäftigen sich weiterhin mit ihrer eigenen Vergangenheit. Nachdem sich MY OWN PRIVATE ALASKA zuletzt mit der Wiederveröffentlichung ihres Debüts „Amen“ aus einer zehnjährigen Kreativpause zurückgemeldet haben, bietet „Let This Rope Cross All The Lands“ nun wiederum vor allem „Altlasten“. Auch wenn es sich um unveröffentlichte Stücke, B-Seiten und beim nominellen Bonus um Live-Tracks handelt, fällt der Anteil neuen Materials sehr überschaubar aus. Für eine Band, deren Comeback sich inzwischen jährt, ist das dünn. Andererseits: unter dem Einsatz von Klavier/Keyboard, Schlagzeug und Gesang erklingen hörenswerte, eindrückliche Nummern. Der „Pianocore“ von MY OWN PRIVATE ALASKA entspinnt sich in nicht näher bestimmbaren Untiefen zwischen Post-Hardcore, Prog-Rock und Screamo-Avantgarde. Dass mittels Klavier und Keyboard sowohl Gitarre als auch Bass „ersetzt“ werden, ist nach wie vor nicht alltäglich und zieht Aufmerksamkeit auf sich. Zumal die Franzosen, die heutzutage um einen Kopf verstärkt als Quartett unterwegs sind, nicht nur mit einer ungewöhnlichen Instrumentierung, sondern auch tollkühnen Ideen antreten. Die Band aus Toulouse kann ebenso verträglich und wohlklingend wie verzweifelt und entrückt oder schlicht abgedreht aufspielen. MY OWN PRIVATE ALASKA verweilen selten, weil sie immer auf der Suche nach dem nächsten musikalischen Abenteuer sind. Eine Veröffentlichung mit komplett neuem Material ist dennoch langsam überfällig.
(AWAL)