NANCYBREATHING

Die Nutzung markanter Hart-Zart-Schemata führt zu einem dynamischen, variablen Sound. NANCYBREATHING treten mit einem Crossover aus Alternative- und NuMetal an, den sie Groove-betont, dicht und in den Refrains zugänglich inszenieren. Die Songs des Drittwerks des Quartetts aus NRW, „Of Life And Rot“, schinden Eindruck.

„Die Grundlage unserer Musik ist Katharsis“, äußert Bassist Lukas. „Uns geht es darum, einen emotionalen Bezug aufzubauen, um diesen dann schnell und stark ausleben zu können. Das können Wut, Aggression, Trauer, Schmerz und so weiter sein. Gefühle, die im Alltag oft nicht gerne gesehen sind und in Medien oft karikativ daherkommen oder seltsam verzerrt werden. Wenn ich mir Reality-Soaps ansehe und das länger als fünf Minuten aushalte, wird schnell klar, zu welcher Situation wie stark geweint werden oder wann man sich emotional angefasst zeigen soll. Das folgt einer Choreographie. Und damit werden wir alle – wenn auch unterschiedlich häufig – zugeballert. So sehr, dass es Ventile geben muss, Orte und Möglichkeiten, wo all das gar nicht zusammenpassen muss, sondern man einfach man selbst sein und das alles herauslassen kann, ohne ein gewisses Schema oder vorbestimmte Verhaltensweisen einhalten zu müssen. Dass das nicht immer einlöst, ist mir klar, aber zumindest ist das bei unserer Musik immer mit im Hinterkopf.“

NANCYBREATHING haben sich im Verlauf ihres Bestehens immer wieder verändert und weiterentwickelt: „Anfangs tendierte es lyrisch und musikalisch in Richtung Teenage Angst und bediente sich von den Bildern her stark am NuMetal der 2000er Jahre“, weiß der Bassist, der seit 2016 Teil der Gruppe ist. „Das war die Musik, die wir als Jugendliche und junge Erwachsene (auch) geil fanden. Natürlich kann man sich als ältere Person leicht hinstellen und das naiv finden. Aber genauso ist das für mich auch in diesem Alter noch richtig. Wir sind nur keine jungen Erwachsenen mehr. Das verändert den Blick auf die Welt. Die Emotionalität wird differenzierter, was auf die Ästhetik der Lyrics und des Auftretens einzahlt. Wir haben unsere Direktheit nicht verloren, sind aber wesentlich düsterer und melancholisch-nachdenklicher. Das zeichnet sich auch an unserem Erscheinen ab: Es hat immer einen düsteren Touch, ohne dass wir einheitlich schwarze Kostüme tragen. Das halbseitige Pseudo-Corpsepaint mal beiseite gelassen. Wenn ich es auf einen Nenner bringen muss, nenne ich es Melancholie der Brutalität oder Brutalität der Melancholie.“ Die Eingängigkeit und der Wiedererkennungswert kommen auf „Of Life And Rot“ aber auch nicht zu kurz:

„Das liegt daran, dass unsere Wurzeln aus dem NuMetal der 2000er herrühren“, entgegnet Lukas. „Da war der typische Sound: Fette Gitarren, einfache, eingängige Riffs und klar platzierte Themen. Das hat uns gut gefallen und das haben die damaligen Mitglieder sehr deutlich in ihre Musik fließen lassen. Im Verhältnis zu den früheren Scheiben spielen wir heutzutage weitaus häufiger mit dem Riffing herum, sodass sich manchmal auch Bass und Gitarre deutlich voneinander absetzen. Der Einsatz verschiedener Stimmen und Techniken addiert dazu und tritt vom Wiedererkennungswert zurück, um Raum für Interessantes zu geben. Hört man sich zum Beispiel Alexanders Rap-Part in ,Within:Me‘ an und danach die fast schon Choralgesang-hafte Einlassung von mir in ,Fallen King‘, dann ist das doch weit voneinander entfernt. Eine gewisse Eingängigkeit werden wir in unserer Musik immer aufweisen. Ob der gegenwärtige Sound ansonsten immer der richtige für uns bleiben wird, vermag ich allerdings nicht abzuschätzen.“

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