So breit, wie die anderen Betätigungsfelder – And, Patsy O’Hara, Earth Ship sowie Live-Band von Casper – stilistisch gestreut sind, entwickelt sich auch der Klangraum, in dem NEANDER stattfindet. Schleppend und monolithisch, düster gestimmt und bedrohlich anmutend, aber auch ästhetisch, organisch und ganzheitlich: so nimmt man den vielschichtigen Heavy-Sound des Quartetts wahr. Die rein instrumentale Ausgestaltung der Tracks lässt dem Hörer alle Freiheiten, die facettenreiche Musik mit eigenen Erfahrungen oder Assoziationen zu verknüpfen. Bindung wird auf diese Art und Weise schnell hergestellt, zumal NEANDER den Blick kreisen lassen und nie zu lange an einem Ort verweilen. Gleichwohl wird deutlich, dass der Fortgang auf „Eremit“ nicht zufällig geschieht. Stilistisch ist der Vierer auf ein Zusammenspiel von Sludge, Doom, Black Metal-/Blackgaze-Anklängen, Post-Metal sowie Ambient und Post-Rock festgelegt. Hinsichtlich der individuellen Ausgestaltung der Stücke bieten sich demnach mannigfaltige Möglichkeiten. Allein der Einfallsreichtum der Musiker bestimmt die Grenzen dessen, was hier erschaffen wird. NEANDER lassen sich von Emotionen tragen, die zumeist gedrückt, traurig und düster anmuten, jedoch noch auf einzig darauf festzulegen sind. Nicht zuletzt nimmt man „Eremit“ abhängig von der eigenen Tagesform unterschiedlich wahr. Die mit dem Titel des Zweitwerks gewiesene entrückte und isolierte Auslegungsrichtung ist dabei nicht zwingend. Dafür fällt das Material dann doch zu verbindend und als offenkundige Gemeinschaftsleistung aus.
(Through Love/Indigo)