NIGHTRAGE

Exzellentes Riffing, herausragende Melodie-Bögen und zwingendes Storytelling: So kennt man NIGHTRAGE. Die im Jahr 2000 gegründete Band legt mit „Remains Of A Dead World“ ihr zehntes Album vor. Mit Konstantinos Togas gibt ein neuer Frontmann seinen Einstand. Am Trademark-Melo-Death des Quintetts ändert sich nichts.

„Was ich anstrebe, ist Perfektion, auch wenn das eine unmögliche Aufgabe ist“, äußert Band-Gründer und Gitarrist Marios Iliopoulos zu Beginn des Gesprächs. „Natürlich weiß ich, dass es so etwas wie Perfektion nicht gibt. Erst all die Ungereimtheiten und Unvollkommenheiten machen den Zauber der Musik aus und lassen die Dinge natürlich und flüssig klingen. Das ist eine Lektion, die ich mit der Zeit gelernt habe. Je länger man dies hier tut, desto häufiger merkt man, wie viel man nicht weiß und noch zu lernen hat. Da ich mich als ewigen Schüler betrachte, halte ich meine Ohren und Augen stets offen. Ich will immer mehr lernen und konzentriere mich weiterhin darauf, die bestmöglichen Songs mit tollen Melodien, die im Ohr hängen bleiben, zu schreiben. Ich bin immer noch derselbe Typ mit derselben Einstellung und Liebe zur Musik. Die Jahre sind vergangen, doch das sagt mir nichts. Es ist nur eine Zahl.“

Die Motivation des Griechen ist ungebrochen: „NIGHTRAGE sind ein Vehikel, um meine tieferen Emotionen und Gefühle auszudrücken“, stellt Marios klar. „Diese Qualität verändert sich nicht, denn ich denke stets mit dem Herzen. Ich bin immer noch derselbe romantische Typ, der gerne träumt und seiner Leidenschaft bis in den Tod folgt. All die Erfahrungen, die ich aus erster Hand miterleben durfte, haben mich lediglich in der Einschätzung bestätigt, wie sehr ich das liebe, was ich tue. Die kreative Seite der Band und die Tatsache, dass wir uns immer noch inspiriert fühlen, Songs kreieren können und uns weiterhin an der Spitze unserer großen Leidenschaft bewegen, lässt mich fühlen, dass wir unaufhaltsam sind.“ Mit dem neuen Album belegt das Quintett eine abermalige Stärkung und Verfeinerung des eigenen Trademark-Sounds: „Die Entwicklung kommt ganz natürlich zu uns, ohne Anstrengung oder Stress“, greift der Musiker der Gedanken auf „Magnus (Söderman/Gitarre) und ich sind die Hauptsongwriter. Zueinander sind wir sehr ehrlich, in unserem Arbeiten aber auch sehr unterschiedlich. Das schafft den nötigen Raum für viele Gedanken und Feinarbeit. Mit der Zeit haben wir gelernt, die Ideen des jeweils anderen zu akzeptieren und sie in den NIGHTRAGE-Filter zu stecken. Aus irgendeinem Grund funktioniert das wirklich gut und mit der Zeit sogar immer besser. So ist der Sound entstanden, den man auf dem Album hört. „Remains Of A Dead World“ ist der Beweis für die großartige Chemie und Offenheit, mit der wir an das Songwriting herangehen. Auf jeder Platte erforschen wir neue Ideen und entwickeln uns als Spieler und Musikschaffende weiter, bringen etwas Frisches und Modernes auf den Tisch, ohne dabei die Metal-Wurzeln der Band zu vergessen. Die Richtung des Sounds ergibt sich aus endlosem Jammen und der Unerschrockenheit, neue Ideen auszuprobieren, die zum Sound-Konzept der Band passen.“

Auf Nachfrage bekräftigt der Gitarrist das Gesagte: „Mein Anspruch ist es, dass wir furchtlos sind und mit jedem neuen Album etwas Neues und Frisches anbieten“, so Marios. „Natürlich muss das innerhalb der Metal-Perspektive stattfinden, die wir als Band verfolgen. Ich will nicht, dass wir uns so drastisch verändern, dass wir etwas völlig Neues spielen. Wir wissen ja, wer wir sind und warum wir das hier tun. Doch natürlich wollen wir in der Lage sein, neue Fans zu erreichen und weiterhin großartige Songs zu schreiben. Unserer Zukunft blicke ich mit Zuversicht entgegen, weil ich weiß, dass wir immer noch eine Menge Munition in unserem Songwriting-Arsenal haben.“ Die zehnte Platte „Remains Of A Dead World“ bestätigt, dass NIGHTRAGE sich weiterhin steigern können und evolutionär weiterentwickeln:

„Der Titel spricht für sich selbst“, erwidert der Gitarrist auf das zugrundeliegende Konzept angesprochen. „Eigentlich wollten wir auf diesem Album textlich in eine andere Richtung gehen. Doch nachdem der Titel-Track und das Cover-Artwork standen, haben wir dort weitergemacht, wo wir mit dem vorherigen Album aufgehört haben. Das Konzept handelt wieder einmal von der Tragödie unserer Handlungen gegen die Welt und uns selbst. Jetzt können wir die Konsequenzen unserer Taten immer deutlicher sehen. Was übrig bleibt, sind die Überreste eines traurigen und elenden Kosmos. Eine tote Welt, die wir blind für uns selbst geschaffen haben. Neben all dem Elend und Chaos, das in der Welt herrscht, gibt es aber auch nach wie vor Hoffnung. Solange wir diese nicht verlieren, macht uns das zu besseren Menschen, die sich um die Natur und ihre Mitmenschen kümmern. Selbst wenn wir über dunkle Dinge sprechen, kann man zwischen den Zeilen einen Hauch von Hoffnung und die Tatsache erkennen, dass es ein Licht am Ende des Tunnels gibt.“

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Pictures: Black Retina Photography