Die Spanier von NOCTEM setzen auf Tracks, die sowohl rasendes Tempo als auch eine melodisch-dichte Atmosphäre aufweisen. „Credo Certe Ne Cras“ basiert auf viel Black und weniger Death Metal. Das Zusammenspiel von Ästhetik, Texten und Sounds lässt ein düsteres, extremes Werk entstehen.
„NOCTEM ist Chaos. NOCTEM ist Dunkelheit. NOCTEM ist Misanthropie. NOCTEM basiert auf Okkultismus und einer tiefen Verachtung für menschliches Leben und Religion, die nur auf das Ende von allem wartet, weil es kein Morgen gibt.“ Mit diesen Sätzen fasst Frontmann Beleth zusammen, was den Ansatz der Gruppe aus Valencia auszeichnet: „Wir fühlen uns wohl. Noch nie hat es eine spanische Black-Death-Metal-Band in der internationalen Szene so weit gebracht wie wir. Also können wir uns nicht beklagen. Natürlich gibt es Herausforderungen, wenn man aus einem Land stammt, das für unser Genre historisch gesehen nicht sehr produktiv gewesen ist. Uns kann aber nichts aufhalten. Wir leben und atmen für NOCTEM und bringen für NOCTEM die Opfer, die nötig sind. Das ist der Weg, auf dem wir gehen.“
Gleichzeitig distanzieren sich die Spanier von den Stereotypen des Black Metal, wenn sie erklären, weder nihilistisch noch destruktiv ausgerichtet zu sein: „Die Band ist weit weg von diesen Klischees des Genres“, stellt Beleth klar. „Offensichtlich sind unsere Songs keine Liebeslieder. Sie haben kein Happy End und transportieren keine positiven Botschaften. Vielmehr geht es um Themen, die auf einer existenzialistischen Introspektion und dem Elend des menschlichen Daseins basieren. Unsere Texte haben eine starke Verwurzelung im Okkultismus und der Spiritualität, so dass man sagen könnte, dass sie sich von der nihilistischen Strömung wegbewegen.“ Musikalisch suchen sich die Spanier ebenfalls eigene Wege:
„Für „Credo Certe Ne Cras“ haben wir einen Ambient-Musikstil entwickelt, der hauptsächlich auf Melodien basiert“, erzählt der Frontmann. „Wir haben das Gefühl, dass die Songs kompletter und tiefer ausfallen und die Riffs viel stärker entwickelt sind. Im Vergleich zu früheren NOCTEM-Kompositionen ist dies eine neue Wendung, weil wir in der Lage waren, die Musik der Band einen Schritt weiter zu bringen, ohne jedoch die Essenz dessen zu verlieren, was NOCTEM ausmacht.“ Hierbei wirken sich die personellen Veränderungen im Vorfeld der Arbeit am neuen Album aus: „Moss hat als neuer Gitarrist eine Menge frischer Ideen eingebracht und war in der Lage, die Energie der Band und Musik der vorherigen Alben zu kanalisieren und in neue Songs zu übertragen. Im Arbeitsprozess haben wir uns darauf konzentriert, der Musik einen melancholischen und tiefgründigen Touch zu geben, ohne jedoch die Essenz der Band aufzugeben. Das Hauptziel ist für uns immer dasselbe: eine Verbindung mit dem Hörer herzustellen und ihn fühlen zu lassen, was wir fühlen.“
Dabei ist „Credo Certe Ne Cras“ anzuhören, dass die Spanier viel Neues ausprobieren: „Ja, auf jeden Fall“, bestätigt Beleth. „Wir haben experimentiert, was immer ein erhöhtes Risiko darstellt. Aber wir haben es auf eine Art und Weise getan, ohne die Elemente, die NOCTEM charakterisieren, wie zum Beispiel spanische Akustik-Gitarren, zurückzulassen. Andererseits haben wir uns dazu entschieden, den Sound der Band zu erneuern und den rohen und unterirdischen Sound der Produktion von „The Black Consecration“ aufzugeben.“ Am Ende ihrer Entwicklung sieht der Frontmann die Band noch lange nicht: „Ich denke, dass sich unser Sound immer weiterentwickeln wird. Wir werden immer etwas finden, das wir verbessern und perfektionieren können – sowohl in unseren Kompositionen als auch in unserem Sound. NOCTEM sind keine Band, die sich ausruht. Wir wollen immer etwas beitragen und ein bisschen weiter gehen, also arbeiten wir weiter daran. Bei „Credo Certe Ne Cras“ haben wir die Melodien entwickelt und diese besondere Atmosphäre geschaffen. Die Reaktionen der Metalheads waren bisher positiv. Also deutet alles darauf hin, dass wir noch mehr Musik in dieser Richtung machen werden.“
Das reifere, ausbalanciertere Songwriting tut der Dunkelheit schließlich keinen Abbruch: „Das ist etwas, was wir in vielen Aspekten bemerkt haben“, stimmt Beleth zu. „Die Gesangsparts sind hierfür ein gutes Beispiel. Die andere Art der Kompositionen hat einen riesigen Spielraum gelassen, um innovativ zu sein und mit Vocals zu arbeiten, die ausgefeilter, dunkler und aggressiver sind als die auf den vorherigen Alben. Ein weiteres Beispiel sind die Melodien, die im Vergleich zu unseren früheren Songs eine andere Richtung eingeschlagen haben und das Album in einem Ambient-eren Geist erscheinen lassen.“ Mit dem Ergebnis ist der Spanier rundum zufrieden: „Die Essenz des Albums wurde im Studio gut eingefangen“, äußert der Frontmann abschließend. „Bei den Aufnahmesessions lief alles gut. Es gab viel Produktionsarbeit, aber wir haben sie im Studio zusammen mit dem Tontechniker gemacht, so dass keine Details dem Zufall überlassen wurden.“