NORTHLANE

Wie düster und negativ die Texte gestimmt sind, bemerkt man erst auf den zweiten Blick. Rein von seiner Klangästhetik her nimmt man „Obsidian“ zunächst als modernes Djent-Metalcore-Album mit noch mehr Elektronik wahr. So kennt und liebt man NORTHLANE, die den Einsatz von elektronischen Flächen, Rhythmen und Beats auf ihrer sechsten Platte nochmals merklich ausweiten. Das Quintett aus Sydney setzt auf markante Kontraste zwischen hart und zart oder hell und dunkel, wobei die Wirkung der Breitwand-Refrains wiederum heraussticht.

„In Bezug auf die Musik haben wir einfach an den Elementen gefeilt, die wir an „Alien“ mochten und sind noch tiefer in diesen elektronisch getriebenen Sound eingetaucht“, gibt sich Frontmann Marcus bescheiden. „Bei diesem Album bin ich allerdings anders an den Gesang herangegangen. Was die Texte anbelangt, wollte ich mich von detaillierten persönlichen Geschichten entfernen. Oft fällt es mir schwer, herauszufinden, wo ich anfangen soll. Bei den Aufnahmen zu diesem Album wollte ich aber nicht wieder über dieselben Themen wie auf „Alien“ sprechen, da ich mich irgendwie schuldig fühlte. Nach der Veröffentlichung hat mich meine Familie zurechtgewiesen. Als es in Richtung der Aufnahmen von „Obsidian“ ging, hatte ich an Selbstvertrauen verloren und wusste zunächst nicht, worüber ich singen wollte. Vor allem auch angesichts der Weltlage und der Tatsache, dass nicht viel Positives aus ihr hervorging. Also habe ich entschieden, über das Negative zu schreiben.“

NORTHLANE und Marcus setzen sich mit sich selbst auseinander und finden so zu neuer Kraft: „Für mich war „Obsidian“ die Chance, darüber nachzudenken, wie ich die letzten Jahre gemeistert habe. Die Arbeit an diesem Album hat es mir erlaubt, mich zu entladen, als ich einen emotionalen Tiefpunkt erreicht hatte. Obwohl es ein unglaublich negatives Album ist, hoffe ich, dass die Leute die Gefühle von Einsamkeit, Traurigkeit und Zweifel, die in diesen Songs angesprochen werden, nachempfinden können.“ Ohne Frage, aber da ist ja auch noch mehr: „Wir wollen immer, dass unsere Platten ein Gleichgewicht zwischen hell und dunkel aufweisen und verwenden viel Zeit darauf, sicherzustellen, dass das Tracklisting und die Song-Auswahl in dieser Hinsicht richtig sind“, ergänzt Marcus. „Der Einsatz von Synthesizern in unserer Musik hilft uns, andere Texturen hinzuzufügen, um unseren Sound mit Elementen aufzupeppen, die vielleicht nicht oft mit Heavy-Musik in Verbindung gebracht werden. Diese Elemente versuchen wir immer dort einzusetzen, wo sie zur Härte oder Atmosphäre beitragen.“

…und das ist der Grund dafür, dass „Obsidian“ in seiner Gesamtheit weniger bitter und düster als die Texte wirkt. „Unsere Musik spiegelt für mich die letzten Jahre wider, die wir durchlebt haben“, so der Frontmann. „Ich glaube auch, dass Jon (Lead-Gitarre, Bass und Programming) und ich so unterschiedliche Musikgeschmäcker haben, dass wir dieses Zusammentreffen von Musik und Gesang etwas entstehen lässt, was keiner von uns alleine hätte schaffen können. Das ist eines dieser unerklärlichen Dinge.“ In der Gruppe entwickelt sich der markante Sound von NORTHLANE weiter: „Als Band wachsen wir mit jedem Album, weil wir uns als Menschen immer besser kennen lernen und verstehen welche Musik wir gemeinsam machen wollen. Auf unserem gemeinsamen Weg haben wir schon viel gelernt. Diese Erfahrungen greifen wir auf, wenn wir heutzutage neue Musik erschaffen. Für mich ist „Obsidian“ ein gutes Beispiel dafür, dass wir gehört und gefühlt haben, was wir wollten, und es dann mit Zuversicht angegangen sind.“

www.northlaneband.com