Die vierköpfige Band ist schon eine ganze Zeit lang musikalisch aktiv, bis vor kurzem noch als Lay Siege. Weil sich die musikalischen Prioritäten verschoben haben und die Musiker einen Neuanfang suchen, firmiert man seit einigen Monaten nun unter dem Namen OBEYER. „Chemical Well“ markiert nominell den Vollzeit-Einstand der Briten, auch wenn die Gruppe in dieser Besetzung bereits etliche andere Veröffentlichungen vorzuweisen hat. Der Hardcore-Einschlag früherer Tage ist gewichen. Der Vierer aus den Midlands ist nunmehr zwischen Djent-Core und Post-Metal anzusiedeln. Damit gehen ein Fokus auf Stakkato-Riffs, erweiterte Komplexität und ein sterileres Antlitz einher. Die eingesetzten elektronischen Akzente unterstreichen den futuristischen Anstrich des Debüts. Die düstere Wirkung von „Chemical Well“ entspringt auch der Tatsache, dass die Formation aus Northampton inzwischen auf siebensaitige Gitarren setzt. Dass die Briten ein besonderes Augenmerk auf Technik und Präzision legen, wird beim Hörer ihrer Stücke schnell deutlich. Deshalb ist es wichtig, dass OBEYER atmosphärische und melodische Elemente oder Passagen zulassen, die das allzu Klinische relativieren und in einen Bedeutungskontext einordnen. Nur so bleibt der Einstand interessant und hörbar. Bloße Frickelei ist heute zu wenig und nutzt sich überdies schnell ab. Die Briten wissen das und catchen immer wieder mit abgefahrenen Ideen und bindenden Hooklines. Hier zahlt sich die Erfahrung der Gruppe aus den Midlands aus, die im Songwriting mit Übersicht und Zielfokus zugange ist.
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