Vergegenwärtigt man sich einmal, was Black Metal tatsächlich ausmacht, so kommt nach gängigem Denken recht schnell auf eine simple Formel. Black Metal ist: Sägende Gitarren, extreme Tempi, kreischender Gesang und meist ist der lyrische Gehalt bestimmt von dunklen, oft genug satanischen Themen. Aber wer sagt, dass Black Metal tatsächlich so klingen muss? Im Laufe der durchaus wechselhaften Geschichte dieses Subgenres hat sich die Musik doch immer mal wieder gewandelt. Zugegeben, ein paar Bestandteile sind konstant gleich geblieben. Die Düsternis zum Beispiel, die Dunkelheit, vielleicht auch die schwarze Romantik. Was nun, wenn man diese Kernelemente einmal nimmt und musikalisch-technisch komplett anders füllt? Im Falle von OCINN: Was, wenn Black Metal hier auf ein Instrument reduziert wird. Das Piano. Ist es dann immer noch Black Metal? Ich fürchte, die ultraorthodoxen Jünger werden diese Frage jederzeit mit „nein“ beantworten. All jene, die ihren Geist gerne einmal erweitern und offen sind für neue Erfahrungen, denen sei „The Forest“ ans Herz gelegt. Sechs Miniaturen erwarten den Hörer, sechs Songs voller Melancholie, Trauer, Düsternis und Schwärze. Fast soundtrackartig entwickeln sich hier zarte Melodielinien, die dem geneigten Hörer sofort eindrückliche Bilder vor das innere Auge treiben. Der musikalische Begleiter für einen nächtlichen Spaziergang unter windgeschüttelten Bäumen, dahinrasenden Wolken, die gelegentlich den Blick auf den fahlen Mond freigeben. Das kann man schlecht beschreiben, man muss es wirken lassen.
Um zur Ausgangsfrage zurück zu kehren: Ist das hier Black Metal? Die Antwort ist einfach: Es ist egal. Egal, welches Label man dieser Veröffentlichung überstülpen möchte. Am Ende ist es schlicht ein düsteres, intensives Stück Musik.
(Guts’n’Blood Records)