Ophe – Somnium Nocte Mandaciis

Black Metal ist auch nicht mehr das, was er wohl sowieso nie war. Anfang der Neunziger des letzten Jahrhunderts war die Sache klar: Alles, was eine Gitarre richtig herum halten konnte und leichte Probleme der Unangepasstheit während der Pubertät verspürte, musste eine Band gründen. Wichtig waren: Umgedrehte Kreuze und Hauptsache gegen Christen sein. Dazu sperrte man sich in Omas Keller ein, prügelte halbgare Songideen ein und nahm sie mit dem 4-Spur-Rekorder von Opa auf. Grundsätzlich war das die Idee. Mittlerweile aber, sind die Dinge leider ein bisschen komplexer geworden und selbst die Antithese zur Musik, Black Metal – einst gestartet um betont hässlich zu sein – ist in dutzende Subgenres zersplittert. Eines davon ist der so genannte Post Black Metal. Auch OPHE wollen zu diesem Genre gezählt werden. Ist die Bezeichnung gerechtfertigt? Nun, wagen wir eine Bestandsaufnahme: Der Sänger klingt wie ein Mensch bei einer Wurzelbehandlung ohne Narkose nachdem er zehn Jahre keine Zahnbürste angerührt hat. Dazu gibt es eine eher betont wie LowFi wirkende Produktion. Irgendwo im Hintergrund lärmt eine Band und diese Musik lässt sich schon als Black Metal bezeichnen. Durchzogen ist „Somnium Nocte Mendaciis“ zudem von geräuschartigen Collagen, Geschrei, elektronischen Intermezzi, Samples. Dazu gibt es atmosphärisch angelegte Passagen. Während meine Beschreibung oben vermutlich noch leicht humorig rübergekommen sein mag, so muss man OPHE tatsächlich attestieren, dass es ihnen mit scheinbarer Leichtgkeit gelingt, eine wirklich kalte, unmenschliche und letztlich auch böse/finstere Atmosphäre zu kreieren. So Post Black Metal bedeutet, dass man den Geist und das Anliegen des ursprünglichen BM mit neuen musikalischen Mitteln nachzustellen versucht, ist dieser Versuch hier sicher gelungen. Dennoch wirkt das Album eher wie eine Collage aus Ideen und weniger wie eine Einheit. Sicher insgesamt nichts für zarte Gemüter.
(My Kingdom Music)