PROCESSOFGUILT – Slaves Beneath The Sun

Das (musikalische) Leiden kündigt sich bereits mit dem Artwork an. Marter, Schmerz, Ausweglosigkeit, ein unvermeidliches Ende – das sind die Assoziationen, die das Cover weckt. Auch der Titel „Slaves Beneath The Sun“ lässt keinen Raum für Spekulation. PROCESSOFGUILT – der Name ist ebenfalls Programm – begeben sich auf eine steinige, heftige Reise durch ihre eigene Schuld. Das fünfte Album der Portugiesen ist nichts anderes als künstlerische Katharsis. Der Nachfolger des 2017er „Black Earth“ ist das Ergebnis einer zweijährigen Entstehungszeit, in der die Musiker ihre innersten Abgründe erforscht und in sechs Songs überführt haben. Schon das Hören des rund 45-minütigen Longplayers verursacht Schmerzen – im direkten und im übertragenen Verständnis. Wie müssen sich erst PROCESSOFGUILT während der Arbeit an diesem destruktiven, düsteren Sound-Material gefühlt haben? Andererseits toben sich die Südeuropäer seit fast zwei Dekaden im Spannungsfeld zwischen Post-Metal, Sludge und Industrial aus. Das ist der Crossover, den sie bewusst bespielen und mit dem sie ihre Emotionen und Stimmungen ungefiltert ausleben. Das Quartett ist in der Zeit seines Bestehens unter anderem mit Godflesh, Cult Of Luna und Napalm Death aufgetreten. „Slaves Beneath The Sun“ taugt gut und gerne als düsterer Querschnitt des Schaffens der genannten Heavy-Größen. Dazu addieren sich ein Moment blanker Horror und die ungeheure Leidensfähigkeit, die PROCESSOFGUILT an den Tag legen. Nach dem Hören der Platte ist man längere Zeit konsterniert und ernüchtert.

(Alma Mater)