Das „Novas Frequências“ ist in Brasilien das (!) Festival experimenteller Musik und für Fans und Künstler freigeistiger, situativer Kreativität eine Institution. Für die aus São Paulo stammenden RAKTA gilt das nicht minder. Insofern ist es nur folgerichtig, dass das Dreiergespann das Festival 2016 gespielt hat. Als Grund für die reichlich späte Vorlage des Mitschnitts des Sets vom vierten Dezember 2016 wird das zehnjährige Jubiläum von „Novas Frequências“ angeführt, das mit der Live-Platte gewürdigt werden soll. Okay. Im Gegensatz zu so vielen anderen Veröffentlichungen der letzten Zeit zeichnet sich „Live At Novas Frequências“ dadurch aus, dass man zwischen den zumeist sehr repetitiven Stücken die Reaktion des Publikums hört. Nach der langen Corona-Durststrecke ist das schon etwas. Der Post-Punk der brasilianischen Band ist für seinen einsetzenden Verstärkungseffekt und rhythmische Reduktion bekannt. Manchmal scheint man bei RAKTA in einer Endlos-Schleife gefangen und dem Wahnsinn entgegen zu steuern. Doch genau das macht den Reiz aus. Aus bewusster Bescheidung und gelebtem Minimalismus entstehen monolithische Wall-of-Sounds, die letztlich allgegenwärtig scheinen. Die Brasilianer verstehen sich auf Eindruck schindende Tracks und sind nicht grundlos international bekannt geworden. Im Fall von RAKTA ist ein bloßer Mitschnitt eines ihres Sets jedoch nur der halbe Spaß. In der gegenwärtigen Pandemie-Situation ist „Live At Novas Frequências“ dennoch sehr willkommen.
(SubSound)