REGARDE LES HOMMES TOMBER

Das Spiel der Franzosen lebt von düsteren Emotionen und akuten Bedrohungslagen. Der Strudel aus Gefahren, Ausweglosigkeit und Untiefen wird auf „Ascension“ musikalisch als Mischung aus Black Metal, Post-Metal und Sludge aufgesetzt. REGARDE LES HOMMES TOMBER präsentieren sich auf ihrem Drittwerk so dicht und vorwärts gerichtet wie niemals zuvor.

„In der Vergangenheit hat es uns gequält, dass wir nicht wirklich zu einem bestimmten Stil der Metal-Szene passten“, entgegnet Gitarrist A.M darauf angesprochen, dass der Fünfer aus Nantes mit einem eigenen, anderen Extrem-Sound antritt. „Heute würde ich sagen, dass wir Black Metal mit einem atmosphärischen Ansatz spielen. Ob wir einzigartig sind, mag ich nicht beurteilen. Wir sind aber anders als das, was in der Black Metal-Szene gemeinhin passiert. Jeder Musiker weiß, dass es ziemlich einfach ist, wie seine Lieblings-Bands zu klingen. Jeden Code einer bestimmten Szene einzuhalten, ist nicht schwer. REGARDE LES HOMMES TOMBER bietet uns aber die Möglichkeit und Freiheit, etwas anderes zu produzieren und uns auszuprobieren. Das treibt uns an.“ Als Hauptsongwriter seiner Band hat A.M die Ausrichtung von „Ascension“ maßgeblich bestimmt:

„Meine Absichten sind schnell erklärt: dunkle, intensive und extrem eindringliche Musik zu komponieren“, so der Musiker. „Die ersten Tracks wurden in einem alten, vom Rest der Welt abgeschnittenen Raum komponiert. Die besondere Atmosphäre einer annähernden Dunkelheit prägte unsere Musik und Wünsche. Wir haben uns eine starke spirituelle Ästhetik angeeignet, die auf den Emotionen basiert, die wir beim Spielen fühlen. So ist einst das gesamte Konzept von REGARDE LES HOMMES TOMBER geboren worden: der Fall und Abgrund zwischen Mensch und Gott. Die meisten Religionen streben danach, beides miteinander in Einklang zu bringen. Es geht um Gebete und Zeremonien und darum, den richtigen Weg zu gehen und nach heiligen Gesetzen zu leben. Alles ist Mittel zum Zweck. Das bedeutet, zu leben, als ob die Menschheit nie aus dem Garten Eden vertrieben worden wäre. Wir aber sind der Meinung, wie es Gnostiker eigen ist, dass Gott nichts anderes als ein böser Demiurg ist. Der Abgrund, in dem wir versinken, kann mit Freiheit und Befreiung, ja sogar Emanzipation, gleichgesetzt werden und führt uns dazu, unser wahres Selbst und unsere Spiritualität zu finden. Unsere Musik mag dramatisch erscheinen, doch wir sind nicht hier, um uns dem Selbstmitleid hinzugeben. Wir werden von unserer Entschlossenheit und dem Wunsch, zu glänzen, angetrieben.“

Ihre Songs legen die Franzosen ganz bewusst mehrdeutig an: „Ich halte es für wichtig, dass wir den Hörern den Raum bieten, unsere Botschaft auf eigene Weise zu interpretieren“, erzählt A.M. „Sogar innerhalb der Band haben wir hinsichtlich der transportierten Botschaft unterschiedliche Ansichten. Für mich ist unsere Musik übrigens nicht nihilistisch, sondern kathartisch. Wenn ich etwa Conqueror höre, von dem ich denke, dass er mit „War Cult Supremacy“ das extremste Album überhaupt geschaffen hat, werde ich bildhaft gesprochen emotional ausgepeitscht. Ohne dieses extreme Gefühl in der Musik kann ich nicht leben. Es ist ein notwendiges Ventil. Der gesamte Kompositionsprozess dieses Albums war für uns alle ein solches Ventil. Das Studio verwandelte sich mehrmals in einen Ort, an dem wir all unsere Frustrationen und Ängste versammelt haben.“

Der Gitarrist ist davon überzeugt, dass die Hörer von REGARDE LES HOMMES TOMBER all das nachvollziehen werden: „Wir haben das große Glück, Teil einer Szene voller leidenschaftlicher Menschen zu sein, die bereit sind, alle Noten und Texte auf einem Album zu sezieren“, freut sich A.M. „Deshalb mache ich mir keine Sorgen, dass wir den Hörern zu viel abverlangen. Wir fünf sind gänzlich verschiedene Wesen und erschaffen etwas, das uns zusammenhält. Wenn auf Proben etwas geklickt hat, funktioniert es auch auf einem Album und während eines Konzerts. In Bezug auf die Kompositionen war „Ascension“ für uns aber schon eine Herausforderung.“ Das hängt nicht zuletzt mit der veränderten kreativen Verantwortung zusammen: „Ich bin nicht der ursprüngliche Komponist der Band“, stellt A.M klar. „Unser anderer Gitarrist JJS hat die anderen Alben geschrieben. Mein erster Track war ,The Incandescent March‘, der beschließende Song von „Exile“. Das ist das Stück, mit dem wir in den letzten fünf Jahren jede unserer Shows beendet haben. Darauf bin ich sehr stolz und habe die meisten Tracks für „Ascension“ in diesem Sinne komponiert. ,The Incandescent March‘ hat als Leitlinie fungiert. Der Titel ,A New Order‘ ist sogar die logische Fortsetzung. Alles, was ich sagen kann, ist, dass das Songwriting befreiend war.“

Das hört und spürt man: „Auch wenn es nicht beabsichtigt war, glaube ich, dass ein Album wie „Ascension“ dieses Maß an Wut und Dunkelheit erfordert, um zum Leben erweckt zu werden“, meint der Gitarrist. „Manchmal haben wir einzelne Songs immer wieder gespielt, bis wir mit dem Ergebnis zufrieden waren. Die Atmosphäre zwischen uns war angespannt. Auf persönlicher Ebene durchlief ich eine harte Phase, doch ich möchte mich nicht beschweren. Das sind die unvermeidlichen Zutaten, um ein gutes Album zu erschaffen. Für mich muss ein Künstler sich selbst und anderen gegenüber rücksichtslos sein, um seinen Erwartungen gerecht zu werden. Es ist kein einfacher Prozess. Unser einziger Anspruch war es, ein intensives, episches Album mit einem überwältigenden Ambiente zu erschaffen. Obwohl „Ascension“ das bisher extremste Album von REGARDE LES HOMMES TOMBER ist, geht es nicht auf Kosten der Emotionen oder Atmosphäre, die wir liefern wollten. Black Metal muss für mich vor allem kompromisslos und immersiv sein.“

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