ROYAL TUSK

Die Kanadier geben sich auf ihrem Drittwerk lebendig, treibend und enorm zugänglich. Die Refrains der Songs von „Altruistic“ stechen wiederum hervor. Die rockig-härtere Ausrichtung steht ROYAL TUSK gut zu Gesicht.

Das Dreiergespann um Sänger und Gitarrist Daniel Carriere feiert das Leben und die Möglichkeit, weiterhin aktiv zu sein. Nachdem beim Frontmann ein Blutgerinnsel in der Lunge entdeckt worden war, ging es zwischenzeitlich nicht um die Band, sondern Zusammenhalt und gegenseitige Hilfe: „Während der Phase meiner gesundheitlichen Probleme sind wir noch enger zusammengerückt“, äußert Daniel. „Anstatt zu jammen und Musik zu schreiben, schaufelten die anderen beiden den Schnee von meinen Wegen und gingen mit meinem Hund spazieren. Die ideale Band ist für mich wie eine intakte Familie. Diese Idee wurde in dieser Zeit auf die Probe gestellt und hat sich bestätigt.“ Das Line-up wird von Gitarrist Quinn Cyrankiewicz und Bassist Sandy MacKinnon komplettiert. Einen Plan B außerhalb des Musik-Business gibt es für ROYAL TUSK nicht: „Die Gründung dieser Band entsprang dem feurigen Wunsch junger Menschen, Musik zu machen, sich auszudrücken und zu touren“, so der Musiker. „Einige unserer älteren Brüder sind in tourenden Punk-Bands engagiert gewesen, so dass uns diese Welt von außen betrachtet von klein auf absolut fantastisch erschien. In gewisser Weise war die Entscheidung für unsere eigene Band-Karriere bereits früh gefallen, ohne dass wir es gemerkt hatten. Während wir als Menschen und Musiker gereift sind, ist Geist bis heute derselbe geblieben. Nur manifestiert er sich jetzt anders. Das Schreiben ist nach wie vor ein ehrliches Unterfangen, das sowohl den Status quo als auch unsere eigenen Überzeugungen in Frage stellt.“

Das Dreiergespann aus Edmonton, Alberta fährt mit seiner belastbaren Bodenständigkeit und ansteckenden Natürlichkeit gut: „Unserer Musik nähern wir uns, indem wir einem Gefühl nachjagen, anstatt von einem gewünschten Ziel rückwärts zu arbeiten“, erzählt der Gitarrist und Sänger. „Wir versuchen also nicht, in eine Schublade oder ein Genre zu passen, sondern lassen uns von der Musik und unseren Fähigkeiten leiten. Vom Standpunkt des Songwriting aus gesehen, ist unsere übergreifende Philosophie schlicht und ergreifend, ehrlich zu sein. Dieser Anspruch leitet uns bei unseren Entscheidungen sowohl im Schreib- als auch im Produktionsprozess.“ Das klingt fast zu einfach, um wahr zu sein, doch diese Beschreibung taugt auch für die persönlichen Texte von ROYAL TUSK: „Oftmals bin ich davon frustriert, dass wichtige Dimensionen des Lebens scheinbar übersehen, nicht anerkannt oder nur selten diskutiert werden“, entgegnet der Kanadier. „Für den Einzelnen kann sich das entfremdend anfühlen, weil wir uns mit Ideen festsetzen, die nicht diskutiert, geteilt oder sogar artikuliert werden können. Ich hoffe, dass meine Texte dazu beitragen, die Gefühle der Menschen auszuleben und sie und ihre komplizierteren Gedanken und Gefühle mit der Außenwelt zu verbinden.“ Mit den Songs der Kanadier identifiziert man sich schnell. Das Drittwerk „Altruistic“ punktet nicht allein mit modernen Arena-Breitwand-Hymnen, sondern auch einer Dringlich- und Ernsthaftigkeit, auf die man sich bereitwillig einlässt: „Tatsächlich, wir sind einen Schritt in die härtere Richtung gegangen“, bestätigt Daniel. „Doch wir können nicht anders, als eingängige Musik zu schreiben, in welcher Form auch immer. Wer weiß schon, was wir als Nächstes erschaffen? Ich kann nur sagen, dass wir alle Rock-Bands, die vor uns da waren, respektieren und bewundern. Dasselbe gilt für unsere Zeitgenossen, die aktuell die Szenen aufmischen. Welche Rolle uns zugedacht ist, weiß ich nicht, doch das ist auch nicht unser Fokus. Davon abgesehen denke ich, dass gegenwärtig niemand so klingt wie wir. Wir haben uns unsere eigene kleine Welt erschaffen.“

ROYAL TUSK tun dies, indem sie in sich hinein hören: „Der beste Weg, um auf Kurs zu bleiben, ist, seinem Bauchgefühl zu vertrauen“, verrät der Frontmann. „Um unseren Sound zu steuern und uns gegenseitig zu ermutigen, wenn es nötig war, sind wir so oft wie möglich unserem Instinkt gefolgt. Bei „Altruistic“ haben wir damit gerungen, nicht zu viel zu schreiben. Weil das Album während der Pandemie entstanden ist, hatten wir viel Zeit. Doch man kann so sehr versuchen, einen Song zu perfektionieren, um dann festzustellen, dass perfekt nicht immer am Besten ist. In solchen Momenten lässt man sich besser von seinen Instinkten leiten. Künstler wollen stets den Blitz in einer Flasche fangen. Wir haben das geschafft, denn das sind ROYAL TUSK in genau diesem Moment.“ Am Ende geht es schlicht um gute Musik, die ihre Hörer berührt: „Für mich ist das alles Pop, wenn auch in verschiedenen Formen gespielt“, überlegt der Musiker. „Die Beach Boys bewegen die Leute aus demselben Grund wie Bring Me The Horizon: weil es verdammt geil klingt und den Geist trainiert. Das Leben hält dich fest und unterwirft dich, wenn du es zulässt. Die Musik ist ein erstaunliches Werkzeug, um dir zu helfen, Mut, Liebe und Vergebung zu finden. Das Coole daran ist, dass sie immer dann auftaucht, wenn man sie braucht.“

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