„Andere haben Hobbys, ich habe Angst. Andere seh’n die Sonne, ich den Untergang. Brauchst du ein Problem? Ruf mich gerne an. Andere haben Hobbys, ich habe Angst.“ So lautet der zweite Refrain aus dem zweiten Stück des neuen Albums von SHIRLEY HOLMES, das ,Angst & Hobbys‘ heißt. Nicht nur dieses Textfragment ist auffällig und lässt aufhorchen. Das Dreiergespann aus der deutschen Hauptstadt versteht es, sein Publikum zu aktivieren und zum Nachdenken anzuregen, aber auch dessen Bewegungsdrang zu fördern. Die Band setzt auf ,Aggressive Musik‘ (Song sechs) oder auch „Schnelle Nummern aus Berlin“, wie es der Claim zur Band-Website benennt. Das stimmt dieses Mal sogar noch mehr als zuletzt. SHIRLEY HOLMES sind ungleich direkter und roher als auf dem Vorgänger unterwegs und sich aktuell als Indie-Garage-Punk-Rock-Band genug. „Mein bestes Selbst“ geht als Titel dafür voll und ganz in Ordnung, denn diese Aufstellung passt richtig gut. Alle elf Tracks fallen als frech, aufwiegelnd, mehrdeutig und ungemein zwingend auf. Der Grat zwischen Spaß und Ironie ist gewohnt schmal; nicht alles ist (nur) lustig gemeint, was zunächst danach klingt. Auf eins ist aber wiederum Verlass: SHIRLEY HOLMES setzen einen zwingenden Ohrwurm nach dem anderen und wirken weit über den Moment des Hörens hinaus nach. Klasse.
(Rookie/The Orchard/Indigo)