Seit dem 24. Februar 2022 ist alles anders. Russland hat einen Angriffskrieg gegen die benachbarte Ukraine gestartet und verantwortet Zerstörung, Leid und Tod. SIBERIAN MEAT GRINDER haben damit direkt nichts zu tun, dürften als russische Band aber dennoch in den Sog des Kriegs oder besser seiner Folgen geraten. Schon allein deshalb, weil sie mit dem Motiv des russischen Bären spielen, der auch das Cover ihres Drittwerks ziert. Selbst eine Gruppe, die seit Jahren in der Welt Zuhause ist, dürfte sich im besten Fall einer kritischen Beobachtung und im schlechtesten Fall mit Boykotten konfrontiert sehen. Kollektive Schuldzuschreibungen mögen ungerecht sein, doch das erleben aktuell Russ:innen auf der ganzen Welt. Die Vorzeichen für die Veröffentlichung von „Join The Bear Cult“ sind tendenziell ungünstig, auch wenn bei CoreTex das farbige Exklusiv-Vinyl schon ausverkauft ist. Musikalisch geht es bei SIBERIAN MEAT GRINDER in gewohnter Manier zu: intensiv, drückend, eingängig und animierend. Der lebendige Crossover umfasst vor allem Hardcore, Punk und Thrash Metal, die temporeich und effektiv in Hymnenform gegossen werden. Die Crew-Singalongs sind dabei längst legendär und fehlen auch auf „Join The Bear Cult“ nicht. Das Drittwerk fällt vielleicht einen Tick metallischer aus und weist noch mehr Shred-Riffs auf, doch die DIY-Punk-Attitüde bleibt ebenso prägend. In normalen Vorkriegs-Zeiten hätten sich SIBERIAN MEAT GRINDER breit abfeiern lassen können, denn das Album reiht Banger an Banger. Wie nunmehr mit Bands aus der Russischen Föderation umgegangen wird und ob oder welche Möglichkeiten den Grindern noch offenstehen, müssen sie austesten.

(Destiny)