SILENT PLANET

Der fünfte Longplayer der Kalifornier dreht sich konzeptionell um das Verschwinden eines Teenagers vor drei Dekaden. Auf einer abstrakteren Ebene beschäftigen sich SILENT PLANET auf „Superbloom“ mit dem Leben und bloßer Existenz an sich. Nach einem schlimmen Unfall auf Tour feiert die Post-MetalCore-Gruppe ein starkes Comeback.

„SILENT PLANET ist für mich eine fortlaufende, sich entwickelnde Geschichte“, umreißt Frontmann Garrett Russell die Band-Aktivitäten. „Die Musik ist dabei das wichtigste Mittel, aber nicht das einzige. Wir versuchen, eine Gemeinschaft aufzubauen, die in der Lage ist, all ihre Geschichten zu erzählen. Mit allem, was wir tun – etwa Texte, Musik-Videos und Live-Auftritte – wollen wir die Erfahrung unserer Geschichten erweitern.“ Angesichts eines Tour-Crashs während eines Schneesturms in Wyoming im letzten Jahr überrascht die thematische Beschäftigung mit dem jähen Ende, Ungewissen und nicht zu Verstehenden nicht: „Superbloom“ ist ein Konzeptalbum, das die wahre Geschichte eines 17-Jährigen Nordkaliforniers erzählt, der vor etwa 30 Jahren verschwunden ist“, führt der Sänger ein. „Ich kann nicht behaupten, dass wir diese Geschichte gefunden haben, sondern muss sagen, dass sie uns gefunden hat. Diese Geschichte, zu der wir auch Textdokumente veröffentlichen werden, bewegt sich auf eine Art und Weise durch die Zeit, die mir immer noch Rätsel aufgibt. Seltsamerweise diente der Aufprall meines Kopfes im Wrack unseres Tour-Vans dazu, mein Verständnis für diese Geschichte von vor 30 Jahren zu vertiefen und ließ mich erkennen, dass nicht alle Wesen durch die Beschränkungen von Zeit und Raum gebunden sind.“ Auf Nachfrage ergänzt Garrett dazu:

„Das Thema des Albums war unsere Chance, uns als Gruppe neu auszurichten. Wir alle haben persönliche und kollektive Veränderungen durchgemacht, die uns an einen Ort geführt haben, an dem wir uns auf unseren Sound konzentrieren konnten. Der Sound von SILENT PLANET entwickelt sich immer noch, doch „Superbloom“ deutet auf eine Gegenwart hin, die keiner von uns hätte erfinden können. Es ist ein Blick auf ein Ereignis der Vergangenheit, das aber irgendwie immer noch in der Gegenwart stattfindet. Bis hin zu dem Punkt, dass es nun sogar wieder Schlagzeilen in den Weltnachrichten macht.“ Wer die Kalifornier kennt, weiß, dass bei der Gruppe stets ein theoretischer Überbau hinzukommt: „Es gibt dieses fehlerhafte Axiom des modernen Lebens, das die Menschen dazu verleitet, Kategorien für real oder wahr zu halten, während in Wirklichkeit alles bedeutungslos ist“, lässt sich der Frontmann entlocken. „An den Universitäten schaffen wir Fachbereiche für Physik, Philosophie oder Psychologie, aber diese Kategorien gibt es in Wirklichkeit nicht. Alles basiert auf Annahmen oder bestenfalls Erfahrung. Wir versuchen, vermeintliches Wissen oder auch Klänge zu unterteilen, um eine Illusion der Kontrolle über sie zu erlangen. Letztendlich ist Klang aber Klang und Wahrheit bleibt Wahrheit. Das Denken und die moderne Wissenschaft sind einschränkend.“ Im Kontext der Musik verdeutlicht Garrett das mit folgendem Verweis: „Es gibt so viele mögliche Arten, gute Musik zu spielen. Deshalb finde ich es so albern, wenn ältere Musiker mit ihrem zerbrechlichen Ego behaupten, dass schwere Musik so und nicht anders gespielt werden muss. Sound ist für mich Leben in Bewegung. Das ist das Einzige, was ich nach 14 Jahren SILENT PLANET sagen kann und als wahr erachte.“

Diese Einlassung leitet zur übergeordneten Überzeugung und Mission der Kalifornier hin: „Unser Ziel ist es, Geschichten zu erzählen, die langsam enthüllt werden und auf eine größere Wahrheit hindeuten“, so der Sänger. „Nämlich die, dass wir die meisten Dinge über unsere Realität nach wie vor nicht wissen. Die Mehrzahl der Menschen glaubt, dass die Wissenschaft die großen Rätsel gelöst hat. Unser Universum besteht jedoch größtenteils aus dunkler Materie, von der niemand eine Ahnung hat oder viel weiß. Als Band möchten wir die Menschen dazu ermutigen, ihre Annahmen über das Leben zu überdenken und die ganze Schönheit oder den Schrecken der Tatsache anzunehmen, dass ihr Leben noch darauf wartet, entdeckt zu werden.“ …oder situationsabhängig neu bewertet und aktiv gestaltet zu werden: „Die Freiheit in der Verpflichtung ist für mich das größte Paradoxon im modernen Leben“, holt der Frontmann aus. „Ob es um das Leben oder um Beziehungen geht: wir entscheiden uns, uns auf eine Sache zu konzentrieren, und verzichten damit auf Milliarden anderer Optionen. Dennoch finden wir Arrangements, mit denen wir gut leben können. Und dieses Zuhause, auch wenn es nur vorübergehend ist, ermöglicht es uns, uns selbst in einem neuen Licht zu sehen und zu erkennen, dass alles im Fluss ist. „Superbloom“ ist für uns so ein Zuhause gewesen – zumindest für den Moment.“

Die beständige Veränderung ist schließlich ein wesentlicher Teil der kreativen DNA von SILENT PLANET: „Wir entwickeln uns immer weiter“, bestätigt Garrett. „Diese Platte hat uns die Chance gegeben, eine andere Seite von uns zu zeigen, auch wenn jeglicher Sound stets von einem unendlichen Ort kommt und anders als wir nicht an diese Dimension gebunden ist. Wir werden also auch in der Zukunft weiterhin versuchen, uns auf diese Frequenzen der Inspiration einzustimmen und zu lernen, wohin sie uns führen.“

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