Frankreich ist in musikalischer Hinsicht schon immer ein Garant für Individuallösungen gewesen. Da bildet auch der weite Bereich des Black Metal keine Ausnahme. Es seien hier nur stellvertretend Deathspell Omega und vor allem Blut Aus Nord genannt. SILHOUETTE bilden hier mit ihrem Debüt wahrlich keine Ausnahme. Während hintergründig halb amtosphärisch durchbrochener, roher Black Metal tönt, setzen die Franzosen auf hohen weiblichen Gesang als Kontrapunkt. Katatone Disharmonie trifft auf fragilen Gesang. Gottlob spielt sich das nicht in den Klischees von „Die Schöne und das Biest ab“. Mit anderen Worten, man setzt nicht auf das ständige Wechselspiel von finsteren Black Metal Screams und Wohlklang, sondern beide Ebenen stehen gleichberechtigt nebeneinander. Dazu ist die Nutzung der französischen Sprache in diesem Kontext ein wahrer Glücksgriff. Der weibliche Gesang erhält so einen beinahe erotisch zu nennenden, weichen Klang. Dem gegenüber das heisere, halb verrückte, halb verzweifelte Schreien schroff abfällt. Musikalisch setzen SILHOUETTE nicht rein auf rasende Geschwindigkeit. Die meisten Songs sind im Midtempo gehalten, denn die feinen Melodien und songwriterischen Details würden bei hohem Tempo vollkommen untergehen. Sicherlich haben SILHOUETTE mit ihrem ersten Album nicht das Rad neu erfunden. Aber, für Fans von Madder Mortem, Elend und einem insgesamt eher melancholisch denn brachial klingenden Black Metal ist „Les Retranchements“ ein dringender Tip.
(Antiq)