Eine der essentiellen Platten der frühen 2000er Jahre ist „Page Avenue“, das Debüt von STORY OF THE YEAR. Bands zwischen Post-Hardcore- und Emo-Rock stehen aktuell wieder hoch im Kurs. Die neue Scheibe des Quartetts heißt „Tear Me To Pieces“ und kommt genau zur rechten Zeit. Die Gruppe aus St. Louis greift darauf den Sound ihrer Anfangsphase wieder auf.
„In Bezug auf die lyrische Motivation repräsentiert das neue Album die Quintessenz der klassischen STORY OF THE YEAR“, stimmt Gitarrist Ryan Phillips der Einschätzung zu. „Es beinhaltet Texte über die Liebe, Verlust und den Kampf mit inneren Dämonen. Auf den späteren Platten wurden wir manchmal sehr politisch. „Tear Me To Pieces“ ist eine Rückkehr zu persönlicheren Texten über die Bewältigung von persönlichen Problemen. Das Gerüst, das wir um diese Texte herum gebaut haben, also die Musik, ist für uns oftmals zukunftsweisend, insbesondere bezüglich der Produktion. Songs wie ,War‘ weisen fast schon einen industriellen Vibe auf, da wir das Gefühl hatten, dass der beste Weg für dieses Stück ein sehr moderner Sound ist. In dieser Hinsicht stellt die neue Platte eine organische Verschmelzung von klassischen STORY OF THE YEAR und Neuartigem dar.“
Der sechste Longplayer der Gruppe aus Missouri gefällt dank treibend-harter Strophen und mitreißender, eingängiger Refrains. Der US-Vierer zeigt sich bei der Ausgestaltung der elf Tracks variabel und unterhaltsam. Die Musiker hatten vorab kein genaues Bild im Kopf, sondern haben dieses Mal Stück für Stück abgearbeitet: „Am Ende ist es eine gesunde Mischung aus Song-Ideen, die schon mit ins Studio brachten, und Tracks, die wir erst während der Vorproduktion geschrieben haben“, erzählt der Gitarrist. „Für dieses Album hatten wir keine klare Vision. Wir haben die Songs ohne einen wirklichen Plan oder ein Leitbild einfach fließen lassen. Deshalb lief alles als sehr natürlicher Prozess durch, bei dem an jedem beliebigen Tag ein neuer Song entstehen konnte. In dieser Hinsicht war es also ein stückweises Vorgehen, was für unsere Band eher ungewöhnlich ist. Normalerweise haben wir die Musik schon fast komplett fertig geschrieben, noch bevor wir ins Studio gehen.“
Das lebendige „Tear Me To Pieces“ überzeugt mit vielen Wendungen und einem frischen Sound, der gleichzeitig an die frühen STORY OF THE YEAR erinnert: „Unser einziges Ziel sind großartige Songs – so wie es immer ist“, relativiert Ryan Phillips. „Dabei ist es uns egal, ob die Stücke heavy, akustisch, elektronisch oder was auch immer sind. Wir haben jeden Song so sein lassen, wie er sein wollte. Nichts wurde erzwungen. Das ist gewissermaßen die geheime Soße dieses Albums.“ Noch dazu transportiert das Material einen positiven Vibe und bietet persönliche, zeitlose und umdeutbare Texte, in denen man sich selbst oder Situationen, die man bereits erlebt hat, wiederfindet. Das schafft eine enge Bindung: „Unsere besten Songs sind klar zu entschlüsseln, aber gleichfalls auch mit ein wenig Spielraum für die Fantasie versehen“, stellt der Gitarrist klar. „Das kann eine Herausforderung sein, weil man möchte, dass die Leute sich mit den Texten identifizieren und den Emotionen mitgehen. Doch natürlich ist es ebenfalls wichtig, dass die Hörer diese Gefühle auf ihr eigenes Leben anwenden können und eigene Interpretation anstellen, damit die Texte für sie etwas bedeuten. Das kann schwierig sein, denn manchmal ist das Stärkste, was man sagen kann, die ungeschminkte Wahrheit und dann geht es um das Wörtliche.“
Bezieht man die Vorläufer-Bands unter anderem Namen in die Betrachtung mit ein, sind die Musiker aus St. Louis seit 1995 aktiv – seit 2002 als STORY OF THE YEAR. Gitarrist Ryan Phillips & Co. haben viel gesehen und erlebt, sich nach einer zwischenzeitlichen Pause von 2011 bis 2013 aber bewusst wieder zusammengerauft: „Wenn ich eine wesentliche Erkenntnis oder Weisheit weitergeben soll, dann ist es die, dass man sich als Band mit den richtigen Leuten umgeben muss“, überlegt der Musiker. „Das klingt vielleicht offensichtlich und erwartbar, ist für mich aber das Wichtigste überhaupt, wenn man so eine lange Zeit in einer Band ist und so viel Zeit zusammen auf engem Raum verbringt. Die interne Chemie einer Gruppe ist das Wahrhaftigste auf der Welt. Da spielt es dann auch keine Rolle, wie talentiert die Leute sind, wenn sie es nicht aushalten, zusammen zu sein. Ich habe das große Glück, dass meine Band-Kollegen buchstäblich meine besten Freunde sind. Wir werden nie ein Stadion ausverkaufen oder 40 Millionen Fans haben, aber wir haben eine Menge Spaß und schreiben Platten, an die wir glauben. Für mich ist das der ultimative Maßstab, um Erfolg zu messen: mit Menschen zusammen zu sein, die man wirklich liebt, und etwas zu tun, das man aus vollem Herzen will.“ Als Beleg dieser Aussagen ist „Tear Me To Pieces“ anzuführen. STORY OF THE YEAR setzen ausnahmslos aktivierende Hart-Zart-Smasher mit catchy Refrains.