LIVE & MENTAL. Es handelt sich um den ersten offiziell veröffentlichten Konzert-Mitschnitt von SUICIDE SILENCE. Das Quintett zeigt sich bei der Show im heimischen Kalifornien von seiner besten Seite und bietet einen Querschnitt seiner Referenz-Tracks. Die Fans unterstützen die Gruppe lauthals und andauernd. Da das im Bereich des Extrem-Metal so nicht alltäglich ist, bleiben intensive Gänsehaut-Momente nicht aus.
„Diese Benefiz-Show ist bereits im Dezember 2015 aufgezeichnet worden, ohne dass wir damals konkrete Pläne für eine Veröffentlichung gehabt hätten“, erzählt Gitarrist Chris Garza: „Da Fragen nach der psychischen Gesundheit in unserer Musik-Szene heute so relevant wie in allen anderen Bereichen des Lebens sind, hatten wir den Wunsch, die Diskussion darüber in unserer Fan-Basis weiter voranzutreiben und mit ihr darüber ins Gespräch zu kommen.“ Den Titel haben SUICIDE SILENCE nicht lange suchen müssen:
„Es ist ein Wortspiel, das sich auf die Tatsache bezieht, dass die Show aufgrund der explosiven Stimmung und unserer verrückten Fans „mental“ eindrücklich gewesen ist“, erklärt der Gitarrist. „Mit der Benefiz-Show haben wir nicht nur Geld für „Mental Health America“ gesammelt, sondern hoffentlich auch das Bewusstsein für mentale Gesundheit gefördert.“ Die Aufzeichnung eines lokalen Auftritts zu Hause ist für Chris ein netter Bonus: „Shows in der eigenen Heimatstadt sind immer die besten. Es macht vollkommen Sinn, dass unser erstes Live-Album im „The Observatory“ in Santa Ana aufgenommen worden ist. Die Leute dort waren immer großartig zu uns. Wir sind gesegnet und stolz darauf, dass wir auf eine Fangemeinde bauen können, die aktiv an der Live-Erfahrung teilnimmt und sich so stark einbringt. Es bedeutet uns die Welt, dass unsere Musik und Texte die Leute so sehr bewegen, dass sie ihre Stimmung positiv beeinflussen.“
Für die Tracklist haben sich SUICIDE SILENCE kleine Überraschungen einfallen lassen, auch wenn sie überwiegend auf Bewährtes setzen: „Die Auswahl der Tracks und ihre Reihenfolge sind ähnlich wie bei jeder großen Headliner-Show, die wir zu diesem Zeitpunkt spielten, festgelegt. Wir haben versucht, alle relevanten Songs, auf die unsere Fans warten, zu berücksichtigen und gleichzeitig einige spezielle Stücke dazwischen gepackt. In dieser Nacht war es zum Beispiel das erste Mal überhaupt, dass wir ,Destruction Of A Statue‘ mit Eddie am Gesang gespielt haben. Es war auch das erste und bislang einzige Mal, dass wir Korn’s ,Blind‘ live gecovert haben.“ Das Resultat darf als repräsentatives Zeugnis des dynamischen, heftigen Spiels von SUICIDE SILENCE gelten:
„Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden“, stimmt der Gitarrist zu. „Zumal, wenn man bedenkt, dass wir nicht mit der Absicht in diesen Abend gegangen sind, ein Live-Album einzuspielen. „Live & Mental“ spiegelt gut wider, wo wir als Band zu diesem Zeitpunkt gewesen sind. Wir hatten ja gerade erst das Touren für „You Can’t Stop Me“ begonnen. Eddie hatte am Gesang die Zügel von Beginn an in der Hand und ist mit den Fans großartig umgegangen. Es war wirklich schön, Clean-Vocals von ihm bei dem Korn-Cover zu hören. Das ist einer unserer Favoriten.“
Das 2014er Album ist das erste mit Hernan „Eddie“ Hermida (ex-ALL SHALL PERISH) gewesen, dem Nachfolger des im Herbst 2012 tödlich verunglückten Mitch Lucker: „Wir haben festgestellt, dass jeder Song seine eigene Energie besitzt, egal, ob Mitch oder Eddie mit uns auf der Bühne steht“, formuliert Chris Garza auf die Live-Eindrücke mit dem damals noch neuen Shouter angesprochen. „Eddie hat die Art und Weise, wie die älteren Songs aufgeführt werden, nicht wesentlich verändert. Er leistet einen großartigen Job und zollt Mitch mit seiner Performance jedes Mal von neuem Tribut. Die ersten Konzerte mit ihm haben sich natürlich komisch angefühlt. Das war nicht anders zu erwarten, doch Eddie hat sich schnell akklimatisiert und als toller Frontmann ausgezeichnet, der würdig ist, die Fackel dieser Songs zu tragen.“
Die Arbeitsweise und das Selbstverständnis von SUICIDE SILENCE haben sich seit dem Shouter-Tausch nicht verändert: „Wir haben immer schon die Musik gespielt, die wir machen wollen“, so der Gitarrist. „Und wir denken nicht wirklich darüber nach, wie man „extrem“ ist. Tatsächlich sprechen wir nicht einmal von einem definierten Ansatz, sondern lassen uns den Weg durch den kreativen Prozess sowie Gruppengespräche und Jam-Sessions weisen. Als Menschen und Musiker entwickeln wir uns mit jedem Album weiter. Der Wechsel von Mitch zu Eddie hat keinen direkten Einfluss auf unsere musikalische Ausrichtung mit sich gebracht. Man kann aber sicherlich vorbringen, dass das Erleben und Verarbeiten dieser Tragödie jeden von uns auf eine Weise verändert hat, die nicht wirklich in Worte zu fassen ist. Es sind solche Lebenserfahrungen, die unsere Entwicklung als Menschen prägen und dazu führen, dass wir als Band prägende Musik erschaffen.“
Planung und Professionalität zeichnen das Agieren von SUICIDE SILENCE aber ebenfalls aus: „Wir sind glücklich und dankbar, das tun zu können, was wir tun“, zeigt sich Chris Garza erfreut. „Nach all den Jahren haben mich die Erlebnisse und Erfahrungen auf allen Ebenen gestärkt. Uns ist bewusst, dass wir mental mithalten müssen, um sicherzustellen, jede Show zu einhundert Prozent abzuliefern und die Dinge zu Hause in Ordnung bleiben. Früher fiel es uns schwieriger, Beziehungen aufrechtzuerhalten, weil es auf Tour Drogen- oder Alkoholmissbrauch gab. Jetzt, da wir über die Jahre erfahrener geworden sind, haben wir gelernt, die Familien an die erste Stelle zu setzen. Sie sind ein großer Teil dessen, was uns antreibt. Wir versuchen zudem, so intelligent wie möglich zu touren, um nicht auszubrennen. Auf Tour schreiben wir kaum mehr, sondern konzentrieren uns lieber darauf, die Live-Shows so gut wie möglich zu spielen. Deshalb sind wir ja von Zuhause weg. Sobald es dann wieder an der Zeit ist, ein neues Album zu schreiben, fokussieren wir uns darauf mit maximaler Konzentration.“