Das Album trägt den Titel „Wenn alles erlischt“ beziehungsweise „Wenn alles verstummt“ und versteht sich als klangliches Konzept zur „Erkundung des Weltendes und des Übergangs ins Nichts“. Schon die Song-Titel, die sich in etwa mit ,In der Finsternis ein Licht, das strahlt‘, ,Blitze des Vergessens von Erinnerungen im Leben‘, ,Geburt eines stillen Todes‘, ,In meiner Seele kocht das Blut…‘ sowie ,Wenn ich gehe, verschließt mir nicht die Augen‘ übersetzen lassen, spiegeln die existenzielle Schwere und die poetische Tiefe wider, die SYBERIA ihrem Werk eingeschrieben haben. Es geht der Band um alles, um nichts weniger als die blanke Existenz, um das Ringen mit Vergänglichkeit und die Suche nach Bedeutung im Angesicht des Nichts. Das aus Barcelona stammende Quartett hat sich zuletzt mit zwei Veröffentlichungen auf Metal Blade Records – „Seeds Of Change“ (2019) und „Statement On Death“ (2022) – einen Namen gemacht und internationale Aufmerksamkeit erlangt. Der insgesamt fünfte Longplayer „Quan tot s’apagui“ markiert nun das erste Ergebnis der Zusammenarbeit mit Moment Of Collapse Records und stellt zugleich einen künstlerischen Wendepunkt dar. Das düstere Thema der Platte manifestiert sich in ebenso finsteren wie überwältigenden Soundscapes. Ob man ohne Kenntnis des konzeptionellen Hintergrunds unmittelbar auf das Weltende geschlossen hätte, mag fraglich sein. Unbestreitbar ist jedoch, dass SYBERIA beklemmende, bedrohlich wirkende und stellenweise geradezu furchteinflößende Wall-of-Sounds erschaffen. Der atmosphärisch-cineastische Gesamteindruck liegt bei Instrumental-Bands zwar in der Natur der Sache, doch SYBERIA treiben dieses Prinzip weiter: Sie spielen bewusst mit intensiven Kontrasten, mit der Balance zwischen fragiler Stille und eruptiver Lautstärke, zwischen minimalistischer Klarheit und komplexer Verdichtung. Gerade in den aufgewühlten Momenten greifen die Musiker auf Black-Metal-Einflüsse zurück, was den Kontext des Albums zusätzlich schärft und verdeutlicht, dass SYBERIA keine Scheu haben, Extreme auszuloten. Ihr kathartischer Post-Metal ist geprägt von Umsicht und Liebe zum Detail. Das äußert sich in einem Sound, der sich langsam entfaltet, Spannung aufbaut und schließlich in monumentalen Ausbrüchen mündet. Dabei bleibt die Band stets darauf bedacht, dass ihre Klimaxe verdient und organisch wirken, niemals bloß als Effekt. Mit „Quan tot s’apagui“ gelingt SYBERIA ein Werk, das gleichermaßen von Verwüstung und Klarheit erzählt.
(Moment Of Collapse)
