Tableau Mort – Visio In Somniis

Wie kann es einer Band heute noch gelingen aus den Heerscharen ihrer Mitbewerber hervorzustechen? Im Marketing würde man wohl vom „unique selling point“ sprechen. Betrachtet man die Musikgeschichte, gerade die der letzten dreißig Jahre, so kann man ohne Zweifel zusammenfassen, dass alle Untiefen und Extreme der Musik bereits ausgelotet wurden. Mit extremer Musik allein, mithin mit Krach, ist also heute kein Blumentopf mehr zu gewinnen. Nun war in den letzten Jahren durchaus zu beobachten, dass neuere Bands des Genres Black Metal bereit waren und sind, neue Wege zu gehen. Da wurde munter BM mit Alternative gemischt, was beispielsweise im Shoegaze-BM mündete. Andere Bands haben sich eher eine avantgardistische Marschrichtung ausgesucht und gerade in Frankreich blüht der experimentelle Sound von Bands wie Blut Aus Nord und Deathspell Omega. Außerweltlich und dabei durchdachter und intelligenter Black Metal. Was nun hat das mit TABLEAU MORT zu tun? Nun, auch die Briten scheinen erkannt zu haben, dass Extreme letztlich eine künstlerische Sackgasse bedeuten müssen. Irgendwann wird die Musik halt unhörbar. Auch, wenn ich nicht mit dem Label konform gehe in der Aussage, dass TABLEAU MORT für Vans von Deathspell Omega geeignet sind, so zeigen sich doch Parallelen zum Sound der Franzosen. Während jene aber konsequent dissonant und avantgardistisch-philosophisch vorgehen, sind TABLEAU MORT ein ganzes Stück konventioneller. Ich bitte dies nicht negativ zu verstehen, denn dieser Ansatz macht „Visio in Somniis“ (kluges Wortspiel!) viel leichter zugänglich. Das Album besteht aus einer ungemein unterhaltsamen Melange aus traditionellem Black Metal durchaus norwegischer Machart mit einer Vielzahl äußerst interessanter Zusatzelemente. Dies reicht von Weltmusik, über experimentelle Momente, bis hin zu leichten Anklängen an den älteren Gothic. Auch die Freunde vertrackter Rhythmen und unorthodoxer Arrangements kommen hier auf ihre Kosten. Da schimmert sogar hier und dort eine Band wie Voices durch. In Summe macht dies ein Album aus, dass ungemein viel Abwechslung bietet und im Gegensatz zu anderen Vertretern des Genres neben extremer Düsternis eben auch einen eher positiven Ausblick gibt.

(Cult Of Parthenope)