TALK SHOW

Das Quartett aus dem Süden Londons zelebriert auf seinem Debüt Effigy musikalisches Unbehagen. Indie-Pop, Post-Punk und New Wave auf der einen Seite, Techno, Elektronik und Industrial auf der anderen: der Sound-Clash der Briten fällt als ebenso auffällig wie tanzbar auf – und als hochgradig interessant.

Als wir die Band gründeten, haben wir noch ganz andere Musik geschrieben als heute“, erwidert Frontmann Harrison Swann darauf angesprochen, dass der Einstand der Gruppe ganz andere Assoziationen als die vorherigen Singles aufkommen lässt. „Die Herangehensweise hat sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt. Wie wir anfangs gearbeitet haben, war für uns auf längere Sicht weder interessant noch inspirierend und noch dazu ziemlich altmodisch. Unser Hauptanliegen ist aber nach wie vor, etwas zu erschaffen, das energiegeladen ist und live großartig funktioniert. Ich bin froh, dass die Leute unsere Musik weiterhin genießen und etwas Neues darin finden. In unsere Musik haben wir mehr Vertrauen als jemals zuvor.“

Die Stücke von Effigy lassen eher an THE CHEMICAL BROTHERS, THE PRODIGY, NINE INCH NAILS oder THE KLF und weniger an THE CURE und DAVID BOWIE denken, wie man TALK SHOW einst kennengelernt hat: „In der Kunst versteifen wir uns heutzutage zu sehr auf Originalität und die Idee, dass wir das eine sein oder das andere erreichen müssen“, gibt der Frontmann zu bedenken. „Letzten Endes stiehlt und leiht jeder Künstler von anderen. Nichts entsteht ohne Beeinflussung einfach so. Wer das behauptet, lügt. Zumal alles eine Frage der Interpretation ist. Die Beantwortung obliegt dem Publikum, nicht dem Künstler. Einer mag denken: „Ach, das habe ich doch alles schon mal gehört. Die klauen schon wieder bei DAVID BOWIE.“ Ein anderer erlebt das genaue Gegenteil und sagt: „So etwas habe ich in meinem Leben noch nie gehört, das sind Genies.“

Das Einzige, worauf es ankommt, ist, Kunst zu erschaffen, die dich selbst glücklich macht und dir ein Gefühl der Erfüllung gibt. Nur dann werden auch andere Menschen mitziehen.“ Die Briten gehen ergebnisoffen in die kreative Arbeit: „Mal suche ich nach Ideen, die klar einen Ton oder eine Atmosphäre vorgeben“, erzählt Harrison. „Manchmal will ich einfach nur diesen befriedigenden Hook im Refrain hören, der ein Stück prägt. Ich bin da nicht so wählerisch. Wenn ein Stück gut ist, reicht das vollkommen.“ TALK SHOW vertrauen ihrer Intuition: „Wir werden immer mit unserem Bauchgefühl gehen“, bekräftigt der Sänger. „In neun von zehn Fällen findet man dabei etwas, das ein bisschen anders ist und man ursprünglich nicht mit uns in Verbindung gebracht hat, was die üblichen Einflüsse angeht. Indem wir uns weiterentwickeln und an uns selbst appellieren, wird es nicht langweilig. Beim Schreiben und Aufnehmen von Effigy sind wir in den Kaninchenbau gefallen und haben uns von so vielen Einflüssen wie möglich inspirieren lassen. Fühlte sich etwas richtig an, haben wir es umgesetzt. Jeder von uns hat seinen eigenen Lieblingssong auf dem Album und das aus ganz unterschiedlichen Gründen. Ich persönlich liebe Oh! You’re! All! Mine! Mein zweiter großer Favorit ist Catalonia.“

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