Wo TEN56. drauf steht, ist kompromisslose Härte garantiert. Auch auf ihrem zweiten Album, dem Nachfolger des düsteren Debüts „Downer“, bleibt die Pariser Formation ihrer Linie treu und führt ihren extremen Sound konsequent weiter. Die fünfköpfige Band um Frontmann Aaron Matts (ehemals BETRAYING THE MARTYRS) setzt erneut auf eine klangliche Mischung, die sich zwischen NuMetalCore, Trap, Deathcore, Noise und Industrial bewegt – ein aggressives, negativ aufgeladenes Klangbild, das keine Rücksicht nimmt und bewusst verstört. TEN56. kultivieren einen Sound, der nicht nur musikalisch brutal ist, sondern auch thematisch tief in die Abgründe der menschlichen Psyche eintaucht. Die Texte kreisen um innere Zerrissenheit, Selbstzweifel, Wut und Entfremdung und werden von einem musikalischen Fundament getragen, das diese Emotionen in ihrer rohen Form widerspiegelt. „IO“ klingt dementsprechend unbequem, ungeschönt und heftig. Es ist ein Album, das sich weigert, gefällig zu sein, und stattdessen auf maximale Konfrontation setzt. Dabei gelingt es TEN56., sich klar als sie selbst zu positionieren. Ihr Extrem-Crossover wirkt nie beliebig, sondern besitzt eine eigene Handschrift, die sie deutlich von der Masse abhebt. Gerade in einem überfüllten Genre-Umfeld ist diese Eigenständigkeit eine bemerkenswerte Leistung. Die Band versteht es, mit bissiger Vehemenz und konsequenter Grenzüberschreitung ihre musikalische Destruktivität zu inszenieren. Die Arrangements von „IO“ kommen durchdachter, und selbst in den brutalsten Momenten blitzt eine subtile Ironie auf – etwa in den eingesetzten Samples, die mit einem gewissen Augenzwinkern die düstere Atmosphäre kontrastieren. Diese kleinen, fast humorvollen Details verleihen dem Album zusätzliche Tiefe und zeigen, dass TEN56. nicht nur musikalisch extrem sind, sondern auch ein feines Gespür für Inszenierung und Wirkung besitzen. TEN56. liefern ein Zweitwerk ab, das ebenso verstörend wie faszinierend ausfällt und das in seiner kompromisslosen Zuspitzung bitter nachwirkt.
(Out Of Line)