TESSERACT – Altered State

Im Falle von „Altered State“ handelt es sich um das Zweitwerk der Briten, das 2013 erschienen ist. Beschäftigt man sich nach längerer Zeit wieder mit dem Album, stellt man sogleich fest, dass es nach wie vor zeitgemäß klingt und sich mit aktuellen Veröffentlichungen zwischen Prog, Djent und Post- Rock problemlos messen kann. FELL SILENT-Gitarrist Acle Kahney hat mit TESSERACT schon früh einen irgendwie entkoppelten, übergeordnet wertvollen und erkennbar eigenständigen Weg eingeschlagen. Die Musiker lassen auf dieser Scheibe die ungestüme Anfangszeit hinter sich und profitieren vom tollen Sänger Ashe O’Hara, der leider nur auf „Altered State“ zu hören ist – oder auch nicht. Das Re-Issue bietet Hörern die Möglichkeit, die Kompositionen mit oder ohne Gesang zu hören und das auch noch auf Vinyl oder CD. Interessanterweise stellt sich in beiden Fällen ein Kopfkino-Effekt ein. Das Spiel von TESSERACT, so poly-rhythmisch und unkonventionell es im Unterbau auch angelegt sein mag, lädt zum Eintauchen, Schwelgen und Verlorengehen geradezu ein. Mit dem melodischen Gesang entwickelt sich „Altered State“ ein Stück weit zugänglicher und ausgleichender. Rein instrumental erscheint der Vortrag der Briten tendenziell härter. Zusätzlich lenkt nichts vom präzisen, tollkühnen Spiel der Frickler ab. Die gebotenen Verschiebungen sowie Um- bzw. Neudeutungen von Intensität und Atmosphäre sind schlicht herausragend. Dass auf diesem Album auch heftig austeilt wird, nimmt man angesichts der positiv gestimmten Oberfläche zunächst kaum wahr. Der Aha-Effekt stellt sich umso nachhaltiger ein. Der Ansatz von TESSERACT ermöglicht schnelle Identifikation. Es ist sogar möglich, die Tracks einfach nur schön und anmutig zu finden. Weitaus lohnender ist es allerdings, Zeit zu investieren und sich voll und ganz auf dieses Zweitwerk einzulassen. Die aufgewühlten Untiefen und vielschichtigen Schattierungen zu erkunden, ist erst so richtig erfüllend und steigert die Wertschätzung für die umsichtige, wagemutige und ganzheitliche Kreativität der Briten umso mehr. Auch jenseits der Referenz-Nummer ‚Nocturne‘ hat „Altered State“ eine Menge zu bieten – mit und ohne Gesang.

(Century Media)