THE AGONIST

Der Titel der neuen MCD der Kanadier lässt es bereits vermuten: auf „Days Before The World Wept“ geht es düster und drückend zu. THE AGONIST arbeiten sich in fünf Songs durch ein Konzept, das es emotional in sich hat. Entsprechend fällt die Musik aus. Der modern-extreme Mix aus melodischem Death Metal, MetalCore und ausgeprägter Experimentierfreude bietet für Derartiges eine optimale Ausgangslage. Und das Quintett lässt sich nicht lumpen.

„Aufgrund unserer musikalischen Aufstellung fällt es den Leuten mitunter schwer, uns als Band in ein bestimmtes Genre einzuordnen“, weiß Frontfrau Vicky Psarakis. „Dennoch denke ich, dass gerade dieser Umstand es für uns und unsere Fans so interessant werden lässt. Es wäre doch langweilig, wenn wir uns selbst musikalisch nicht herausfordern und mit verschiedenen Elementen experimentieren würden.“ Der Ansatz der Gruppe stellt auf maximale Dynamik innerhalb der Stücke und das Erschaffen musikalischer Gegensätze ab. Bisweilen geht es auch eingängig und bombastisch zu. Zumeist setzten die Kanadier allerdings auf Anspruch, Komplexität und Härte. Am Ende ist es aber gerade die Kombination aus den brachialen und verträglichen Momenten, die das Spiel von THE AGONIST auszeichnet: „Wir versuchen nicht, super technisch vorzugehen und unser Können ohne Not in den Mittelpunkt zu stellen“, ordnet Vicky ein. „Wir schreiben einfach spannende Musik und das auf die Art und Weise, die sich richtig anfühlt. Das klingt vielleicht vage, aber wenn es zum Beispiel um den Gesang geht, neige ich dazu, mich von der Musik inspirieren zu lassen. Das kann zu einer Vielzahl an Gesangsstilen führen, und ich denke, mein Vorgehen könnte man als situativ bezeichnen.“

Vicky Psarakis versteht sich ebenso gut darauf, zu schreien und zu giften wie an anderer Stelle mit gefühlvollen Gesängen zu überzeugen. Das Auftreten des Quintetts ist in jeder Hinsicht bestens ausbalanciert auf Abwechslung getrimmt: „Wir sind heavy und melodisch, extrem und sanft – wirklich voller Gegensätze“, beschreibt es die Sängerin, die seit 2014 Teil der Band ist. „Keine zwei Songs klingen gleich. Auch nach all den Jahren bin mir immer noch nicht sicher, wie THE AGONIST klingen sollen und konzentriere mich einfach darauf, die mir bestmögliche Musik zu schreiben und das zu tun, worin ich gut bin.“ Das klingt fast zu einfach, doch bei den Kanadiern entsteht so Großes: „Während des Songwriting denke ich nicht darüber nach, was die Fans von uns erwarten“, bekräftigt Vicky. „Mittlerweile habe ich akzeptiert, dass man es nicht jedem recht machen kann. Beim Schreiben von Texten und Gesangsmelodien dreht sich alles darum, was gerade in meinem Kopf vorgeht. Oftmals nehme ich einfach die allerersten Ideen, die auftauchen. Man sagt nicht ohne Grund, man soll auf sein Bauchgefühl hören. Das tue ich.“

Für die Ausrichtung von. „Days Before The World Wept“ gab es allerdings eine klare Marschroute: „Als Band waren wir uns im Vorfeld darüber einig, dass wir die Richtung von „Orphans“ fortsetzen wollten“, verrät die Fronterin. „Die allgemeine Stimmung war also vorgezeichnet. Textlich ist es eine Konzept-MCD, weshalb ich sicherstellen wollte, dass sich die dunkle Stimmung durch alle Stücke zieht. In diesen Songs gibt es nicht viele glückliche Momente und das ist so beabsichtigt.“ THE AGONIST bereitet es keine Schwierigkeiten, ihre Absichten kreativ auszuleben und umzusetzen: „Entwicklung und Reife spielen diesbezüglich eine große Rolle,“ weiß Vicky. „In den Texten geht es um die Reise eines Menschen durch die letzten Momente seines Lebens, den Tod, das Fegefeuer und die Wiederauferstehung. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, war es mir wichtig, dass die Musik zu den Emotionen der Texte passt. Wir haben intensiv an unserem Sound und den Elementen gefeilt, die wir hervorheben wollten. Es ist für mich immer sehr schwierig, meine eigene Musik zu beschreiben. Dieses Mal fällt sie dunkel, dramatisch, intensiv, schnell und schwer aus. Sie enthält aber auch einige der sanftesten Gesänge, die ich je auf einer Platte umgesetzt habe. Es ist definitiv eine Reise. Wenn sie zu Ende ist, hoffe ich, dass die Leute sie noch einmal erleben wollen.“

Angesichts der vielschichtigen, bewegenden Sounds, Texte und Vocals dürfte das der Fall sein: „Für unsere Musik existiert keine allgemeingültige Formel,“ erzählt die Sängerin. „Wir haben Songs mit diesen großen, eingängigen Refrains, die man einmal hört und dann sofort mitsingt. Und dann wieder finden sich auch Songs, die einfach nur durch und durch schwer und intensiv sind. Chaos ist ein Wort, das uns gut beschreibt, wobei das kontrollierte Chaos das ist, was wir anstreben. Glücklicherweise sind in der Lage, diese verrückten, technischen Ideen mit zugänglichen, eingängigen Melodien zu kombinieren.“

Die Güte der Songs und Veröffentlichungen von THE AGNOIST mag die Frontfrau nicht richten: „Musik ist stets subjektiv“, erklärt sie. „Egal, wie sehr man versucht, sich von seiner eigenen Musik zu distanzieren, am Ende des Tages ist es unmöglich, sie objektiv zu betrachten. Deshalb ist die Erfahrung so wichtig. Je länger man mit einer Band aktiv ist, desto besser weiß man instinktiv, ob etwas funktioniert oder nicht. Ich denke, es ist ziemlich klar, dass die MCD einen großen Erzählton besitzt. Sie nimmt dich wirklich mit auf eine Reise. Die Songs, die für mich am meisten herausstechen, sind ,Remnants In Time‘ und das Titel-Stück ,Days Before The World Wept‘. Ich denke, sie verkörpern einige unserer stärksten Arbeiten.“

theagonist.bandcamp.com