THE HERETIC ORDER

Der Okkult-, Horror- und Düster-Metal von THE HERETIC ORDER kommt theatralisch adressiert, aber auch absolut stimmungsvoll und unterhaltsam. Das britische Quintett wandelt auf den Spuren von Black Sabbath, Judas Priest und Mercyful Fate und findet auf seinem Drittwerk „III“ zu schaurigen Heavy-Hymnen mit ausgeprägtem Gruselfaktor.

Dass die neue Platte ein Stück weit anders klingt, liegt weniger an den jüngsten Line-Up-Wechseln als vielmehr am Umfeld, wie Frontmann und Gitarrist Danny Felice, aka The Lord Ragnar oder Dominus DF Ragnar, berichtet: „Wir haben 2014/2015 angefangen und seitdem gab es einige Änderungen in der Besetzung. Connor, unser neuer Bassist, ist zum Beispiel erst nach der Komposition und Aufnahme des Albums dazugekommen. Das ist aber nicht schlimm, weil ich den Großteil des Komponierens und Arrangierens wieder ganz allein übernommen habe. Die Songs sind während der Covid-Pandemie entstanden und aufgenommen worden. Zeitweise war es unmöglich, zusammenzukommen. Eigentlich sollte es ja eine Band-Arbeit in dem Sinne sein, dass jeder seinen Beitrag zum Song frei interpretieren kann. Für dieses Album hatten wir einen anderen Ansatz im Stil. Wir sind ein bisschen schneller und härter als auf den vorherigen Alben unterwegs, obwohl das nicht beabsichtigt war. Doch wie sagt man: lass die Musik sprechen. Ich bin ziemlich stolz und aufgeregt, dieses neue Kapitel im THE HERETIC ORDER-Buch zu veröffentlichen. Es wird aus den richtigen Gründen einige Köpfe verdrehen.“

An der grundsätzlichen Ausrichtung der Briten ändert sich aber nicht: „Von Anfang an ging es darum, Geschichten zu erzählen“, bestätigt der Musiker. „Ich betrachte meine Texte als Kurzgeschichten über die dunkle Vergangenheit der Menschheit oder manchmal auch über die Gegenwart. Ich liebe Geschichte, besonders das Mittelalter. Das gemischt mit dem Okkulten ergibt einen explosiven Cocktail des Geschichtenerzählens. Die Menschen haben schon so viel Mist gebaut, dass man sie aus der Science Fiction ausleihen kann. In dieser Hinsicht haben wir das gleiche Thema wie bei den anderen Veröffentlichungen, obwohl wir es musikalisch auf eine andere Ebene gebracht haben, indem wir schnellere Beats und halsbrecherische Riffs hinzugefügt haben. Wir haben auch mehr klassische und akustische Gitarren eingebaut, um den Modus für die Hörer in einem größeren Ausmaß zu verbessern. Ein bisschen die Ruhe vor dem Sturm. Trotzdem ist es ein reines THE HERETIC ORDER-Album, das sich gut in eine Reihe mit unseren anderen Alben einfügt, aber auch seine eigene Identität und Progression besitzt. Ich glaube, dass alle Alben ihre eigene Art von Einzigartigkeit haben, anstatt nur einem bestimmten Muster zu folgen.“

Trotz der Nutzung eingeführter klassischer Stil-Elemente ist die Entwicklung des Spiels der Briten von Überraschungen durchsetzt: „Als Künstler ist man nie am selben Ort“, greift Dominus DF Ragnar den Gedanken auf. „Man entwickelt sich weiter, macht als Musiker Fortschritte und verbessert sein technisches Niveau. Also ist es ganz natürlich, sich zu verändern, was bedeutet, dass man die Wurzeln des Sounds seiner Band verstehen und sich weiterentwickeln muss, indem man sie respektiert. In unserem Fall bezieht sich diese Aussage auf das, was THE HERETIC ORDER musikalisch und lyrisch repräsentiert. Ich würde nicht wollen, dass wir ständig das gleiche Album herausbringen, also entwickeln wir uns weiter. Gleichzeitig verstehen wir, woher wir musikalisch kommen und das respektieren wir.“ Die Ausgangslage und Stoßrichtung liegen für den Frontmann auf der Hand: „Ich denke, dass ist ziemlich offensichtlich“, äußert der Brite. „Obwohl wir einige Momente hatten, in denen die Medien oder Fans dachten, dass wir eine Black Metal-Band sind. Bevor sie sich überhaupt die Mühe gemacht haben, zu überprüfen, worum es bei uns geht. Ich denke, dass die Vorstellung und der Vibe einem bestimmten Stil zugeschrieben werden können. Doch um ehrlich zu sein, sind die Leute, die uns hören, zu uns gekommen. Man kann deutlich sehen, dass sie verstehen, was wir tun. Das ist sehr zufriedenstellend. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir eine Heavy Metal-Band für die moderne Ära sind. Unsere Einflüsse sind nicht versteckt. Ich habe auch keine Angst davor, den Begriff Heavy Metal zu benutzen. Das ist es, worum es mir geht. Ich liebe gute Gitarrenriffs und Harmonien und wir haben diese kleinen musikalischen Passagen, die dich an Orte und Geschichten führen können, die ich in den Texten erzähle. In Wahrheit gibt es für uns keine Grenzen, wie wir die Botschaft eines Songs darstellen können – von ruhigen Momenten bis hin zu rasender Wucht.“

Was er mit dem Drittwerk erschaffen hat, weiß Dominus DF Ragnar aber noch nicht so recht einzuordnen: „Ich bin auf jeden Fall sehr zufrieden damit, wie das neue Album kompositorisch und klanglich ausgefallen ist. Und ja, ich könnte sagen, es ist eher eine natürliche Entwicklung als eine neue Identität. Wir wachsen immer weiter. Wie eine Schlange, die sich häutet. Während der Aufnahmen zum Album haben sich einige Dinge verändert und das ist eine nette Überraschung. Manchmal entstehen Dinge spontan. Einige Ideen enden nicht so, wie man sie geplant hat. Sie finden sozusagen ein Eigenleben, was ein tolles Gefühl ist und es so aufregend macht.“ Der Gitarrist ist ohnehin nicht nur phasenweise, sondern immer kreativ: „Ich höre nie auf und erschaffe ständig Musik oder Geschichten. Manche Leute haben Hobbies oder andere Freizeitbeschäftigungen, doch das ist es, was ich tue. Abgesehen von der Erforschung der Geschichte, was eine weitere Leidenschaft von mir ist, schreibe ich permanent Musik. Das Einzige, was wir anders als bei den früheren Alben angegangen sind, ist, dass Andy mit etlichen Ideen fürs Schlagzeug herauskam, die mir geholfen haben, noch bessere Vorlagen für die Songs zu erstellen. Deshalb habe ich den Abstimmungsprozess bezüglich des Schlagzeug-Einsatzes sehr genossen. Die Mehrheit der Songs entstand aber auf die gleiche Weise wie bei den anderen Alben.“

Einen Unterschied sieht der Frontmann aber schon: „Vor allem beim ersten Album war alles sehr spontan. Bei neuen Songs arbeite ich inzwischen verstärkt an den musikalischen Passagen und nehme mir mehr Zeit für die Texte und die Recherche der Themen. Aber es gibt mir nach wie vor einen riesigen Nervenkitzel, Songs fertig zu stellen, Besonders wenn ein neues Album fertig ist, fühlt es sich an wie ein Neugeborenes. Es ist der ultimative Schub.“ Und dann versucht sich Dominus DF Ragnar doch an einer ersten Deutung: „Ich denke definitiv, dass „III“ der natürliche Schritt nach „Evil Rising“ Ist. Es war eine natürliche Entwicklung und ich glaube, dass wir besser werden und uns weiterentwickeln. Deshalb kann ich ehrlich sagen, dass unsere Ziele für den Moment erreicht sind. Ich ruhe mich aber nie aus. Also geht es zurück, um zu träumen und das nächste Kapitel zu erschaffen. Obwohl ich sagen muss, dass es immer aufregend ist, sich von Dingen überraschen zu lassen, anstatt jedes Detail zu planen und buchstabengetreu auszuführen. Als ich mit dem Komponieren begann, hatte ich eine Vision. Aber plötzlich, auf halbem Weg, nimmt es ein Eigenleben an und nach einigen Wendungen überrascht es einen. Das ist es, was ich an dem ganzen Prozess liebe. Es erregt mich ungemein, auf das Endprodukt zu warten, von dem nicht einmal ich weiß, wie es klingen wird.“

Das neue Album „III“ setzt sich ein Stück weit von seinen Vorgängern ab: „Wir wollten das Tempo vor allem für die Live-Shows erhöhen und intensivieren, haben aber auch sonst eine Menge mehr hinzugefügt. Klassische oder akustische Gitarren-Passagen auf dem ganzen Album geben einen schönen Kontrast zwischen Himmel und Hölle oder Ruhe und Sturm. Es geht um Dualität. Es reflektiert die Welt um uns herum – natürlich oder spirituell, was auch immer du wahrnimmst.“

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