THE MENZINGERS

Das Erfolgsgeheimnis der Band? THE MENZINGERS schreiben großartige, gefühlsbetonte Songs zwischen Punk- und Indie-Rock. „After The Party“ hat zuletzt bewiesen, dass der Vierer aus Scranton, Pennsylvania den Nerv unterschiedlichster Hörergruppen trifft. Mit „Hello Exile“ legt die 2006 gegründete Gruppe nun stark nach.

Im Gespräch mit Greg Barnett gilt die erste Frage aber zunächst dem Line-Up. Schließlich ist die US-Kombo bis heute in ihrer originalen Besetzung unterwegs: „Wir haben diese Band noch zu Teenager-Zeiten gegründet“, erinnert sich der Sänger und Gitarrist. „Als ich damals auf die anderen drei gestoßen bin, war ich 17 Jahre alt. Sie haben schon seit dem Alter von 14 zusammen in diversen Bands gespielt. Anders formuliert: wir sind so lange Musiker, wie wir denken können und unsere gesamte Zeit als Erwachsene. Meiner Meinung nach hilft es uns bis heute, dass wir uns schon in unseren Anfangstagen darauf verständigt haben, dass wir der Musik unsere Leben widmen wollen. Es mag trivial klingen, doch für mich ist es entscheidend, dass wir alle dieselbe Einstellung und Motivation an den Tag legen und auf dasselbe Ziel hin arbeiten. Das ist für mich der wesentliche Grund, weshalb es noch immer dieselben vier Typen sind. Jeder bringt sich gleich stark ein. Im Zusammenspiel wachsen wir dann über uns hinaus. Die Kommunikation innerhalb der Gruppe ist ein zweiter wichtiger Punkt. Wir sprechen alles offen an, auch unbequeme Themen. Wir wissen, wie wir uns zu nehmen haben und bleiben immer ehrlich. Auch das ist nicht selbstverständlich, denn die frühen Tage waren hart. Man bekommt nichts geschenkt, sondern muss sich den Erfolg selbst erarbeiten. Ob das überhaupt klappt, weiß man vorab nicht, so dass weniger schönen Phasen vorprogrammiert sind. Hinter uns liegt ein weiter Weg. In all den Jahren haben wir uns nicht nur als Band, sondern auch als Persönlichkeiten verändert. Dass uns das als Quartett gelungen ist, liegt für mich an unserer ehrlichen Kommunikation und der Grundsatzentscheidung, die wir einst getroffen haben. Wir sind enge Freunde, verbringen gerne Zeit miteinander und haben Spaß. Das ist für mich besonders.“

Die Chemie innerhalb der Gruppe hat sich ganz natürlich mit entwickelt: „Mit dem Älterwerden verändern sich unweigerlich die Interessen und Ansichten“, konstatiert Greg Barnett. „Das betrifft auch die musikalischen Einflüsse und den Blick aufs Leben als solches. Je älter ich werde, desto mehr interessiere ich mich beispielsweise für Country, Americana und akustische Musik. Andere Band-Mitglieder beschäftigen sich mit elektronischer Musik und bringen Ideen aus dieser Richtung mit ein. Es ist toll, all diese unterschiedlichen Einflüsse zusammen zu bringen und unsere Songs durch ihre Nutzung weiter zu entwickeln. Dabei ist es allein wichtig, dass alles organisch ineinander greift. Abgesehen davon ist bei uns alles erlaubt. Wir schließen nichts grundsätzlich aus, sondern interessieren uns für die Ideen der anderen und schauen, wie wir sie aufgreifen können. Die kreative Interaktion passt bei uns einfach. Das Songwriting ist über unsere gemeinsamen Jahre immer intensiver geworden. Was mich besonders freut: trotz der vielen Elemente, die neu dazugekommen sind, ist das, was uns als THE MENZINGERS auszeichnet, immer noch erkennbar. Das meine ich mit natürlicher Weiterentwicklung. All die Veränderungen wirken sich positiv aus, haben den Kern dessen, was wir sind, aber nicht verschoben.“

Die zugrunde liegende Arbeitsweise und die Ansprüche an das eigene Dasein sind für das Quartett aus Philadelphia ebenfalls noch dieselben: „Für uns steht vor allem eins im Vordergrund: wir wollen Spaß haben“, verdeutlicht der Gitarrist und Sänger nochmals. „Das klingt vielleicht trivial, ist aber nicht selbstverständlich. Wir könnten gar nicht so lange so leidenschaftlich unterwegs und von unseren Familien und Freunden getrennt sein, wenn wir dabei keinen Spaß hätten. Das Tour-Leben ist hart und nicht nur Zuckerschlecken. Deshalb ist es so wichtig, dass wir aufeinander achtgeben und füreinander da sind. Ohne die Überzeugung, tatsächlich das Richtige zu tun und dabei auch noch Spaß zu haben, ginge es nicht.“ Dank der breiteren Beachtung, die THE MENZINGERS erfahren, ist das Umfeld aber auch angenehmer geworden:

„Zu unseren Teenager-Zeiten haben wir jede Show und jede Tour gespielt, die sich ergeben hat oder uns angeboten worden ist“, erinnert sich Greg. „Wir waren immer auf Achse, haben im Van geschlafen und von sehr wenig gelebt. Wir haben uns ein Haus geteilt und wirklich alles dafür getan, dass aus der Band etwas wird. Das ist mit den heutigen Umständen überhaupt nicht mehr zu vergleichen. Wir haben einen gewissen Erfolgs-Level erreicht, weshalb wir bessere Touren gebucht bekommen und mehr Leute auf den Konzerten erscheinen. Wir können in Hotels schlafen, was sich, verglichen mit früher, nach Luxus anfühlt. Oder aber, es gibt einen Tour-Bus mit Fahrer, was es auch einfacher macht. Das Tolle an all dem: wir können uns voll und ganz auf die Shows und unsere Musik konzentrieren. Wir kommen nicht mehr auf letzten Drücker am Club an und hetzen auf die Bühne, sondern können uns bewusst vorbereiten. Unsere Shows sind dadurch qualitativ besser geworden. Natürlich auch, weil wir als Musiker an Erfahrung gewonnen haben. Den Komfort, den wir heute beim Touren haben, wissen wir zu schätzen und spüren deshalb die Verantwortung, das uns Bestmögliche an unsere Fans zurück zu geben. Natürlich erleben auch wir die Hochs und Tiefs, die jede tourende Band kennt. An einigen Tagen läuft alles wie von selbst. An anderen muss man sich durch das Set kämpfen. Die Routine, die wir uns erworben haben, hilft hier zweifellos. Dazu kommt, dass wir darauf achten, uns eine positive Einstellung zur Band und zum Leben allgemein zu bewahren. So lange wir mit Spaß bei der Sache sind, ist alles gut.“

Bescheidenheit und Demut zeichnen die Musiker aus. Sie haben nicht vergessen, woher sie kommen: „Wir haben THE MENZINGERS als DIY-Band gestartet, weil wir gar keine andere Wahl hatten“, so der Musiker. „Niemand kannte uns. Also wollte auch niemand etwas für uns tun oder mit uns arbeiten. Das erlebt wohl jede Gruppe. Am Anfang ist stets Eigeninitiative gefragt. Also haben wir unsere Shows und Touren selbst gebucht, unser Merchandise produziert und auch unsere ersten Veröffentlichungen gepresst. Ohne Label im Hintergrund hat man ja keine andere Chance, wenn man etwas herausbringen will. Als das Interesse an uns mit der Zeit größer geworden ist, haben wir dann sukzessive mehr Unterstützung von anderen bekommen. Die Erfahrungen möchte ich überhaupt nicht missen. Glücklicherweise haben wir gute Entscheidungen getroffen und den richtigen Leuten vertraut. Es gibt so viele Geschichten von Gruppen, die abgezockt und über den Tisch gezogen werden. Uns ist das glücklicherweise verwehrt geblieben. Wir waren immer zurückhaltend damit, unser Baby aus der Hand zu geben, und haben das nur getan, wenn wir bei den jeweiligen Leuten alle ein gutes Gefühl hatten. Damit fahren wir gut. Bis heute treffen wir viele Entscheidungen, die die Band betreffen, immer noch selbst, und so sollte es, meiner Meinung nach, jede Gruppe halten. Es geht schließlich um einen selbst.“

Der Fokus hat sich dennoch verschoben: „Wie viel Zeit man für all die Aspekte einer Band aufwenden muss, die nichts mit der eigentlichen Musik zu tun haben, ist verrückt“, weiß Greg Barnett. „Es gibt so viel zu regeln. Bisweilen kann das den Blick auf die Musik, das eigentlich Wichtige, verstellen. Unsere Aufgabe ist es ja, spannende Songs zu schreiben. Zum Glück haben wir inzwischen ein Management, Booking-Agentur, Anwälte, etc. Ich sehe es als Luxus an, dass andere für uns arbeiten und sich um die geschäftlichen Aspekte kümmern. Wir können uns auf das Songwriting konzentrieren und das tun, was wir lieben.“ Mit „Hello Exile“ erscheint das sechste Album der THE MENZINGERS. Einerseits spürt man die Verbindung zu den früheren Werken der Gruppe. Andererseits präsentiert das Quartett auch wieder eine neue Seite ihrer Musikalität:

„Es ist besonders, wenn man den Nachfolger einer so erfolgreichen Platte vorlegt“, ordnet der Gitarrist und Sänger ein. „„After The Party“ ist unser mit Abstand größtes Album gewesen, auch kommerziell. Daraus resultieren eine gewisse Erwartungshaltung und Druck. Doch es hat uns schon davor gegeben, so dass wir den Erfolg nicht überbewerten. Letztlich haben wir nichts anderes getan als immer. Aus dem Druck haben wir einen positiven Antrieb geformt und diesen in das Songwriting gesteckt. Wir vertrauen darauf, dass das, was sich für uns natürlich und gut anfühlt, auch bei den Leuten so ankommt. Nichts anderes ist in den Jahren zuvor geschehen. Wir vertrauen auf uns und unsere Intuition. In Kategorien wie Singles, Hits, etc. denken wir nicht. Es geht uns nicht darum, dass unsere Stücke im Radio laufen. Wenn das passiert, ist das schön. Doch wir legen es nicht darauf an. Wir vertrauen der Kreativität, die in uns ist und schauen, wohin sie uns führt. Ich möchte nicht sagen, dass es uns leicht gefallen ist, dieses Album umzusetzen. Einzelne Songs haben wir etliche Male geschrieben, verworfen und von vorne begonnen, bis sie die Ehrlichkeit widergespiegelt haben, nach der wir suchen. So schreiben wir aber schon immer. Die Ideen wachsen über den Arbeitsprozess hinweg, bis sie irgendwann ihre finale Form finden. Das ist für uns das Reizvolle. Ich bin immer davon überrascht, wie das Ergebnis am Ende klingt. Gerade dann, wenn man es damit abgleicht, wo die Anfänge der Stücke liegen. Viele Songs nehmen unverhoffte Wendungen und erfahren eine Transformation, die ich mir anfangs überhaupt nicht vorstellen kann. Im Proberaum mag alles noch klar sein, doch im Studio kann daraus etwas ganz anderes erwachsen. Es geschieht bei uns häufig, dass sich der Blick und die Wirkung der Stücke mit der Zeit ändern. Darin drückt sich für mich die Qualität unseres Songwritings aus.“

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