Was die Schwestern Jyl und Jules mit THE PRETTY WILD auf die Beine gestellt haben, ist bemerkenswert: Millionenfach werden ihre Songs gestreamt, und mit „zero.point.genesis“ erscheint nun offiziell der erste Longplayer des Duos aus Las Vegas, Nevada. Zwar sind viele der Stücke bereits vorab veröffentlicht und als Singles bekannt, doch in der kompakten Album-Form entfalten sie eine ganz eigene Wirkung. Die Tracks lassen sich hier am Stück erleben, was ihre Intensität verstärkt und die Dramaturgie des Albums klarer hervorhebt. Für alle, die THE PRETTY WILD bislang noch nicht kennen: Man bekommt es mit einer explosiven Mischung zu tun, die sich irgendwo zwischen Spiritbox und Poppy verorten lässt – ergänzt um das düstere Gruselmoment, das man von Bands wie Motionless In White kennt. Diese Kombination sorgt für eine Klangwelt, die gleichermaßen verstörend, faszinierend und mitreißend ist. Alle Songs sind kompositorisch stark und zeigen eine enorme Bandbreite: von wuchtigen, aggressiven Passagen über hymnische Refrains bis hin zu überraschend zugänglichen Momenten. Gerade diese Balance macht das Album so unterhaltsam und abwechslungsreich. Jyl und Jules setzen dabei konsequent auf eine zeitgemäße Heaviness, die mit Alt-Pop-Elementen verschmilzt. Das Ergebnis ist ein Sound, der die gesamte Spielzeit über fesselt und keine Sekunde langweilig wirkt. Besonders beeindruckend ist das Kunststück, das THE PRETTY WILD hier vollbringen: Sie sprechen sowohl Hörer an, die sich im Nu-MetalCore zuhause fühlen, als auch ein Publikum, das eher im Rock-Mainstream verortet ist. Damit schaffen sie eine Brücke zwischen Subkultur und breiterer Hörerschaft. Das ist ein seltenes Talent, das nur wenigen Bands gelingt. Auch hier drängen sich die Parallelen zu Spiritbox und Poppy auf, die ähnliche Wege beschreiten. „zero.point.genesis“ ist damit nicht nur ein starkes Debüt, sondern auch ein deutlicher Fingerzeig: THE PRETTY WILD sind gekommen, um die Szene aufzumischen. Mit packenden Songs, einer unverwechselbaren Ästhetik und einer Energie, die sich sofort überträgt, haben die Schwestern ein Album geschaffen, das sowohl künstlerisch überzeugt als auch massentauglich ist. Tolles Debüt, großartige Songs, eine Band mit Zukunft.
(Sumerian)
