TO THE GRAVE

Die Australier sind in jeder Hinsicht radikal unterwegs – musikalisch wie textlich. Das Zweitwerk von TO THE GRAVE ist „Director‘s Cuts“ betitelt. In den Songs des Albums trifft ein Extrem-Crossover zwischen Deathcore, NuMetal und MetalCore auf Botschaften rund um Tierschutz und Veganismus.

„Zu dieser Art von Musik bin ich über das Wrestling gekommen“, verrät Frontmann Dane. „2005 war ein Stück von Mudvayne der Titelsong für ein Wrestling-Bezahl-Event, das ich mir angeschaut habe. Dann habe ich es noch einmal am Ende von „SAW 2“ gehört. Mudvaye waren danach meine Lieblingsband, bis ich 2007 Suicide Silence entdeckt habe und wusste, dass ich selbst genau so etwas machen will.“ Die thematische Ausrichtung der Texte basiert dabei auf eigenen Überlegungen und Prioritäten, steht wider Erwarten aber nicht in der Tradition des militanten Hardline-Ansatzes, wie ihn Vegan Reich einst begründet haben: „Das Düstere und Extreme der Musik sind das Produkt unserer persönlichen Erfahrungen und Bemühungen, den Funken des Grauens einzufangen, der sich in den lyrischen Themen widerspiegelt“, erzählt Dane. „Soweit ich weiß, gibt es in den Genres, die ich höre, nicht viele Künstler, die sich einem Hardline-Ansatz für Tierrechte verschrieben haben. Earth Crisis, Rise Against, Architects und Cattle Decapitation sind die Gruppen, die mir diesbezüglich einfallen und mich beeinflusst haben. Ich respektiere die Vegan-Straight Edge-Bewegung voll und ganz, bin ihr aber (noch) nicht verpflichtet. Daher werde ich mich nicht zu den Idealen äußern. Was die Tierrechte angeht: soziale Medien und der Einfluss von Veganern in der Musikszene hatten einen kombinierten Einfluss auf mich und haben mich dazu gebracht, mich damit zu beschäftigen. Meine persönlichen Interaktionen mit Nutztieren inspirieren mich jeden Tag.“

Altersbedingt hat der TO THE GRAVE-Sänger die intensive, kritische Hardline-Diskussion der 1990er Jahre verpasst. Die Nachwirkung nimmt Dane aber durchaus wahr: „Auf diese Bewegung wurde ich erst 15 Jahre nach ihrem scheinbaren Ende aufmerksam“, so der Australier. „Meiner Ansicht nach kann es nicht unterschätzt werden, was diese Bands für die Szene und das Bewusstsein für einige wichtige Themen im Hardcore/Metal getan haben. Bands fühlen sich heute wohler damit, textlich Botschaften zu transportieren und Stellung zu beziehen. Auch, wenn nicht alle damit übereinstimmen.“ Auf „Director‘s Cuts“ zeigt die Band aus Sydney der Gesellschaft brutal ihre Sünden gegen andere Lebewesen auf. Doch wie viel Schuld liegt bei den „normalen Menschen“ und wie viel bei den Konzernen? „Gute Frage“, bestätigt Dane. „Für mich hängt es natürlich davon ab, um welche Menschen und Unternehmen es konkret geht. Um es zusammenzufassen: Unternehmen versäumen es, den Verbrauchern gegenüber transparent zu sein und sollten dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Unser Geld füllt aber immer noch ihre Taschen und hält sie am Laufen. Also liegt die Schuld irgendwann auch teilweise bei den „normalen Menschen“, die gegebenenfalls doch etwas finanzieren, was sie für unethisch halten.“

TO THE GRAVE unterstützen Aktionen und Gruppen, die sich für Tierrechte einsetzen. Dane hat eine klare Meinung, was diesbezüglich erforderlich ist: „Für mich sind die effektivsten Formen des Aktivismus die konfrontativen: direkte Aktionen, offene Rettungsaktionen und öffentliche Demonstrationen.“ Auf die Band übertragen, lässt sich sagen, dass die Gruppe aus Sydney exakt so agiert: „Wir haben einige Fans, die vor allem unsere Musik mögen“, weiß Dane. „Doch jetzt, wo die Band eine Botschaft hat, hören wir von vielen neuen Fans, dass sie zunächst die Texte angesprochen und dazu gebracht haben, ihre eigenen Entscheidungen zu überdenken und sich dafür zu entscheiden, vegan zu leben und sich einiger der schrecklichen Dinge, die in der Welt passieren, bewusster zu werden.“ Die Australier sehen sich auf ihrem Weg bestätigt: „Offensichtlich finden wir, dass extreme Musik und extreme Themen Hand in Hand gehen“, äußert der Sänger. „Jede Band, die ihre Plattform nicht nutzt, um über Dinge zu sprechen, die ihr am Herzen liegen, ist eine verpasste Gelegenheit. Deathcore wurde darauf aufgebaut, die Grenzen anderer Genres zu verschieben, also schiene es irgendwie albern, damit aufzuhören und an einem bestimmten Stil festzuhalten. Wir alle hören so viel unterschiedliche Musik, dass sich Einflüsse von überall hereinschleichen. Als Band haben wir gelernt, dass es sich auszahlt, hartnäckig zu sein und leidenschaftlich zu bleiben. Das ermöglicht es uns, einige unglaubliche Dinge tun und es ergeben sich immer wieder coole Gelegenheiten. Wie die Europatour, die wir im Januar 2023 mit Shadow Of Intent, Angelmaker und Enterprise Earth spielen werden.“

TO THE GRAVE freuen sich über den wachsenden Zuspruch, ändern aber nichts. Die Band dient primär dem Ziel der Selbstverwirklichung: „Wir schreiben die Songs, die wir selbst hören wollen“, bekräftigt Dane. „Es geht nicht darum, den Leuten zu gefallen. Bei der Arbeit an „Director‘s Cuts“ waren wir so aufgeregt und inspiriert, dass wir überhaupt keine Zeit hatten, über Erwartungen anderer nacherdenken.“

www.facebook.com/tothegraveau