Im Mittelpunkt des Interesses stehen die sich steigernde Atmosphäre und die bedrohliche Wall-of-Sound. TURIN HORSE sind darauf aus, musikalisch zu ängstigen und eine Katharsis zu durchlaufen. Zumindest wirkt es so, als würden die Saarländer ihre innersten Ängste und Dämonen beschwören und sich ihnen stellen. Wirkungsseitig bekommt man es mit einem allein ausweglos scheinenden, bitteren Sludge zu tun. Dessen Black Metal-lische Aufladung unterstreicht den düsteren, rohen Ansatz, auf dem „Antipas“ basiert. Verzweiflung und emotionale Pein sind allgegenwärtig und wachsen über die Spieldauer des Drittwerks hinweg an. Wie gut, dass TURIN HORSE live eingespielt haben und ihre Gefühlslage dadurch unverfälscht und situativ geprägt im Zusammenspiel zum Tragen kommt. Die ruhigen, sphärischen Momente des Albums bauen wirksame Kontraste zum Downer-Walzen der Normallage auf. Auf Rücksicht oder Chancen zum kurzzeitigen Verschnaufen dürfen Hörer dabei nicht hoffen. Die Songs wirken in jeder Lage grimm und heftig. Das ist mal mehr, mal weniger offensichtlich, doch man spürt es stets. Zur Zermürbungstaktik, die TURIN HORSE betreiben, gehören auch rasante Attacken, die ihre Wirkung im Zusammenspiel mit den schleppenden Parts nicht verfehlen. „Antipas“ ist ein heftiges, destruktives Werk, aus dem man im Ergebnis aber doch bestärkt hervorgeht.
(Eigenrelease/turinhorse.bandcamp.com)