VINTERSEA

Der Metal von VINTERSEA lässt sich nicht greifen. Das hat Methode. Die aus Portland stammende Gruppe stellt darauf ab, einen eigenen Stil zu kultivieren und begreift ihr künstlerisches Schaffen zudem in einem größeren Rahmen. Als Beweise dienen das zwischen Progressive-, Black-, Death- und Post-Metal anzusiedelnde Album „Woven Into Ashes“ sowie die zahlreichen Video-Clips des Quintetts, die sich auf YouTube abrufen lassen.

„Wir haben es von Anfang an gehasst, in eine Schublade gesteckt zu werden, und schreiben ausschließlich Musik, die uns persönlich aufregt“, stellt Gitarrist Riley klar. „Es ist uns wichtig, uns immer wieder aus unserer eigenen Komfortzone heraus zu bewegen. Wenn wir mit der Arbeit an einem neuen Album beginnen, gibt es einen interessanten Effekt: manchmal sind unsere Riffs und Ideen so unterschiedlich, dass wir nicht sicher sind, ob sie als ein zusammenhängendes Stück funktionieren werden. Erst wenn wir alles zusammenfügen – Schlagzeug, Riffs, Bass, Gesang, Harmonien, Orchestrationen und Produktionselemente – beginnt es unweigerlich nach VINTERSEA zu klingen. Die seltsamen, ausgefallenen Ideen klingen nach „uns“, wenn sie unseren Prozess durchlaufen haben. Und diesem Prozess vertrauen wir blind.“ Die US-Band erschafft fesselnde, vielschichtige Songs, die auf mutigen Spannungsbögen und technischer Finesse basieren: „Wir bezeichnen die Band als Prog, weil wir uns nicht auf ein bestimmtes Genre oder eine bestimmte Art von Instrumenten festlegen wollen“, erwidert Gitarrist Jorma, der auch für die Orchestrationen zuständig ist. „Wir lassen uns ständig von innovativen Künstlern inspirieren und sind dabei nicht ausschließlich auf Musik beschränkt.“

Was das bedeutet, führt Bassist Karl, der auch die Video-Clips der Band verantwortet, aus: „Wir versuchen in allen Bereichen, unseren eigenen Weg zu gehen. Es wäre ein Fehler, irgendjemand anderen zu kopieren. Deshalb spielen wir unsere Stärken aus, wachsen und pushen uns, wo wir können. Im Mai steht unsere erste große Tour mit Moonspell und Eleine an. Hoffentlich können wir auch bald einmal nach Europa kommen. Was ich sehr schätze und hervorheben möchte, ist unsere Fähigkeit, qualitativ hochwertige Visuals zu produzieren, die gut zu unserer Musik passen. Ich bin mit den Videos der Smashing Pumpkins, von Rammstein und Behemoth aufgewachsen. Deshalb bedeutet es mir viel, dass wir in der Lage sind, unsere eigenen Videos zu erstellen und zu teilen. Alles wird in der Band erledigt: wir konzipieren, filmen und schneiden sie.“ Das visuelle Auftreten von VINTERSEA ist ebenso auffällig wie das musikalische Antlitz. Das Stimmvolumen der aus Malaysia stammenden Frontfrau Avienne zwischen schönstem Singen und extremen Growls sticht heraus. Kompositorisch setzt die Gruppe aus Oregon ebenfalls auf derbe Kontraste sowie den Wechsel aus schierer Brutalität, komplexem Frickeln und melodischer Atmosphäre:

„Solange ich mich erinnern kann, ist die einzige Musik, die es für mich wert ist, gehört zu werden, diejenige, die Zeit und Überlegung erfordert“, formuliert Gitarrist Riley seinen eigenen Anspruch. „Bei vielen der Songs, die mir am meisten bedeuten, wusste ich nicht einmal, ob sie mir gefallen, bis ich mich eine Woche oder länger mit ihnen beschäftigt habe. Hat es sich erst einmal eingespielt, bedeutet es viel mehr als etwas Einfaches und Zugängliches. Leicht zugängliche Musik kann großartig sein, aber mir ist es wichtig, dass unsere Musik anderen wirklich etwas bedeutet. Wir bekommen das Feedback, dass unsere Musik anderen dabei hilft, Trauma zu verarbeiten oder schwierige Zeiten in ihrem Leben durchzustehen. Das ist mir viel wichtiger als die Anzahl der Streams, die wir in einer Woche haben.“ Bassist Karl sieht es genauso und freut sich auf künftige Herausforderungen:

„Ich liebe den Metal, weil sich die Landschaft immer wieder verändert. Irgendjemand verschiebt immer irgendwo die Grenzen. Behemoth haben den Weg geebnet. Gaerea sind ihnen gefolgt. Und auch VINTERSEA bahnen sich ihren Weg. Manchmal gibt es Visionäre wie Sikth, die ihrer Zeit voraus sind. Manchmal sind es schrittweise Veränderungen. Das Wichtigste für mich ist, dass viele Künstler im Metal bestrebt sind, zu lernen, tief zu graben und ihre eigene Stimme zu finden. Was uns betrifft, so haben wir bereits mehrere Alben veröffentlicht und versuchen, weiter zu erforschen, was wir tun können. Wie weit können wir unseren Sound treiben und trotzdem wir selbst bleiben? Ich liebe es, dass Bands permanent neue Wege beschreiten, in nie für möglich gehaltener Geschwindigkeit spielen und unmenschliche Riffs schreddern. Als VINTERSEA gehen wir gerne an unsere Grenzen, um gute Songs zu schreiben. Auf „Woven Into Ashes“ haben wir für uns einige neue Extreme erreicht und einen Song namens ,Devil‘s Churn‘, der selbst Archspire-Fans in unsere Richtung schauen lassen dürfte. In dem Maße, wie unsere Fähigkeiten wachsen, werden wir weitere neue Dinge finden, die wir in unsere Musik einbringen können.“

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