Für das Debüt der Band aus Wien muss man sich Zeit nehmen. Andernfalls kann man sich die Beschäftigung mit „Kairos“ direkt sparen. WERCKMEISTER wollen es nicht anders haben. Musikalisch wie lyrisch bekommt man es mit Künstlern zu tun, die mehrere Wirkungs- und Verständnisebenen zusammenführen und es schätzen, deutungsoffen und mitunter als widersprüchlich aufzufallen. Dem Gesang entspringt ein Spoken Word-Charakter. Statt Lyrics im herkömmlichen Verständnis ist eher von poetischen Texten zu sprechen. Der Stil von Frontmann David Howalds verleiht WERCKMEISTER einen Wiedererkennungswert. Gleichwohl dürfte er nicht jeder/m gefallen. Musikalisch bewegen sich die Österreicher zwischen Post- und Indie-Rock sowie Ambient- und No Wave-Flächen. Stimmungsseitig ist „Kairos“ als melancholisch zu charakterisieren, ohne dass die Songs in Schwermut versinken würden. Weite Teile sind sogar als sehr positiv aufgeladen und bestärkend einzuordnen. Allein die Kombination aus düsterer, sinnsuchender Ästhetik und ruhigem Tempo lässt den Eindruck von Schwermut bestimmend erscheinen. WERCKMEISTER legen mit „Kairos“ ein Debüt vor, dass sich zu einem guten Teil eine eigene Nische sucht, weil das Quartett nicht auf das Wettbewerbsumfeld schaut, sondern allein seine selbst gesetzten Ansprüche und Ideen umsetzt. Dieser Zwölf-Tracker hat etwas, keine Frage.
(Werk)